Diese Publikation präsentiert die Länder, die zum 31. Dezember 2021 als hochinflationär einzustufen sind sowie diejenigen, die es zu diesem Zeitpunkt noch nicht sind, deren Inflationsentwicklung jedoch in 2022 beobachtet werden sollte. Die quantitativen Daten, auf die Bezug genommen wird, beruhen auf Daten des Internationalen Währungsfonds IWF (World Economic Outlook database – October 2021).
IAS 29 “Rechnungslegung in Hochinflationsländern” ist von Unternehmen mit einer hochinflationären funktionalen Währung (oder in Konzernabschlüssen mit Tochterunternehmen, die eine hochinflationäre funktionale Währung haben), anzuwenden. Die Anwendung hat so zu erfolgen, als ob schon immer Hochinflation geherrscht hätte.
IAS 29 ist 2021 von Unternehmen mit der funktionalen Währung eines der folgenden Länder anzuwenden:
Argentinien wurde 2018 als Hochinflationsland eingestuft. Unabhängig von der Tatsache, dass keine Prognosen für 2021 mehr vom IWF veröffentlicht werden, zeigen lokale Daten des National Institute of Statistics and Censuses, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate voraussichtlich deutlich über 100% liegen wird. Hinzu kommt die Tatsache, dass – basierend auf den Inflationsdaten von 2019 und 2020 – die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate unabhängig von der tatsächlichen Inflationsrate in 2021 in Argentinien über 100% liegen wird. Argentinien ist daher 2021 weiterhin als Hochinflationsland einzustufen, sodass Unternehmen mit der Währung Argentiniens als funktionaler Währung weiterhin IAS 29 anzuwenden haben.
Ende 2018/Anfang 2019 begann die Inflation im Iran zu steigen. Nach einem leichten Rückgang bzw. einer Stabilisierung bis Ende 2019 stieg die Inflation im Laufe des Jahres 2020 stark an. IWF-Daten sowie Prognosen des Statistical Centre of Iran zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate Ende Dezember 2021 über 100% liegen wird. Unternehmen mit der Währung des Irans als funktionaler Währung haben daher in 2021 weiterhin IAS 29 anzuwenden.
Nach den Daten des IWF liegt die prognostizierte kumulative 3-Jahres-Inflationsrate 2021 am 31. Dezember 2021 bei 115 % und ein Anstieg auf 139% innerhalb des nächsten Jahres wird erwartet. Unternehmen mit der Währung Jemens als funktionale Währung sollten daher für Berichtsperioden, die im Dezember 2021 enden, IAS 29 anwenden und zwar so, als wäre das Land schon immer hochinflationär gewesen. Diese Unternehmen sollten die weitere Inflationsentwicklung im Jahre 2022 im Auge behalten.
Seit Anfang 2020 hat die Inflation in Libanon stark zugenommen. Unabhängig von der Tatsache, dass keine Prognosen für 2021 mehr vom IWF veröffentlicht werden, zeigen lokale Daten der Central Administration of Statictics, die zum 31. März 2021 veröffentlicht wurden, dass zu erwarten ist, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate zum 31. Dezember weit über 100% liegen wird. Hinzu kommt die Tatsache, dass – basierend auf den Inflationsdaten von 2019 und 2020 – die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate unabhängig von der tatsächlichen Inflationsrate in 2021 über 100% liegen wird. Unternehmen mit der Währung des Libanons als funktionale Währung haben daher in 2021 weiterhin IAS 29 anzuwenden.
Nach einer Phase schwerer Hochinflation vor mehr als 10 Jahren gab die Regierung von Simbabwe den Simbabwe-Dollar auf und andere Währungen wie der US-Dollar und der südafrikanische Rand wurden vielfach als gesetzliches Zahlungsmittel verwendet. Im Oktober 2018 wurde dann jedoch die simbabwische Währung wieder eingeführt, sodass andere Währungen nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Seit der Rückkehr zur nationalen Währung ist die Inflation wieder deutlich gestiegen; die kumulative Inflationsrate übersteigt seit 2018 100% und wird laut Daten des IWF in 2021 weiterhin deutlich über diesem Schwellenwert liegen. Unternehmen, deren funktionale Währung die Währung Simbabwes ist, haben daher weiterhin in 2021 IAS 29 anzuwenden.
Die Daten des IWF zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2021 voraussichtlich über 100% liegen wird, wobei ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2020 zu verzeichnen ist. Diese Tendenz wird sich voraussichtlich auch in 2022 fortsetzen. Südsudan gilt somit für 2021 als hochinflationär, weshalb Unternehmen mit der Währung des Südsudan als funktionale Währung in 2021 weiterhin IAS 29 anzuwenden haben. Allerdings sollte die weitere Inflationsentwicklung in 2022 beobachtet werden, um zu entscheiden, ob Südsudan künftig weiterhin als hochinflationär einzustufen sein wird.
Der Sudan wurde 2013 zum Hochinflationsland. 2016 wurde die Hochinflation beendet, weil die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am Ende dieses Jahres unter 100% fiel und für die Zukunft ebenfalls Werte unter 100% vorhergesagt wurden. 2018 wurde der Sudan wieder als hochinflationlär eingestuft. Die Daten des IWF zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2021 erheblich über 100% liegen wird und auch künftig deutlich über dieser Schwelle bleiben wird. Der Sudan bleibt somit auch in 2021 ein Hochinflationsland, sodass Unternehmen, die die Währung des Sudan als funktionale Währung haben, IAS 29 auch in 2021 anzuwenden haben.
Seit Mitte 2020 ist die Inflation in Surinam erheblich gestiegen. Aus den vom IWF und dem General Bureau of Statistics of Suriname veröffentlichten lokalen Daten geht hervor, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 30. September 2020 59 %, am 31. Dezember 2020 77 %, am 31. März 2021 84 % und am 31. August 2021 132 % betrug und zu erwarten ist, dass sie am 31. Dezember 2021 deutlich über 100 % liegen wird. Unternehmen, deren funktionale Währung die Währung Surinams ist, sollten IAS 29 für im Dezember 2021 endende Berichtsperioden so anwenden, als wäre das Land schon immer hochinflationär gewesen. Diese Unternehmen sollten die weitere Inflationsentwicklung auch im Jahr 2022 weiter beobachten.
In Venezuela herrscht seit 2009 Hochinflation. Laut Daten des IWF wird erwartet, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2021 und auch in kommenden Jahren erheblich über 100% liegen wird. Venezuela verbleibt damit in 2021 ein Hochinflationsland. Unternehmen mit der Währung Venezuelas als funktionale Währung haben somit IAS 29 weiterhin anzuwenden.
In 2022 zu beobachtende Länder
Ungeachtet der Tatsache, dass keine Prognosen für 2021 vom IWF mehr veröffentlicht werden, zeigen die von der lokalen Central Statistics Agency veröffentlichten Daten, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 30. September 2021 bei rund 90% lag. In Anbetracht des hohen Inflationsniveaus während 2021 sollten Unternehmen, deren funktionale Währung die Währung Äthiopiens ist, sämtliche bis zum 31. Dezember 2021 verfügbaren Informationen berücksichtigen und anhand derer prüfen, ob IAS 29 anzuwenden ist. In 2022 ist die Inflationsentwicklung weiterhin zu beobachten.
In Angola wurde die Hochinflation 2019 beendet, da die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate Ende 2019 unter 100% lag und für die Zukunft ebenfalls Werte von unter 100% prognostiziert wurden. Unternehmen mit der Währung Angolas als funktionale Währung haben IAS 29 in 2021 daher nicht anzuwenden. Im Hinblick auf die weiterhin hohe Inflation (laut Daten des IWF betrug die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate rund 78%), sollten die genannten Unternehmen jedoch die Inflationsentwicklung in 2022 genau beobachten.
Die Daten des IWF zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate in 2021 unter 100% liegt, jedoch weiterhin hoch (ca. 72%) ist. Für 2022 wird eine schwache Abnahme auf ca. 67% erwartet. Unternehmen, deren funktionale Währung die Währung Hawais ist, haben daher IAS 29 in 2021 nicht anzuwenden, sollten jedoch die weitere Entwicklung in 2022 beobachten.
Andere potenzielle Hochinflationsländer
Seit August 2021 befindet sich Afghanistan in einer schweren Wirtschaftskrise. Der Bericht des IWF aus Oktober 2021 enthielt keine Schätzungen für 2021 oder 2022. Konsistente und zuverlässige Inflationsdaten für Afghanistan zum 31. Dezember 2021 sind nicht verfügbar. Unternehmen, die die Währung Afghanistans als funktionale Währung haben, sollten die zum 31. Dezember verfügbaren Informationen berücksichtigen und danach prüfen, ob IAS 29 anzuwenden ist.
Konsistente und zuverlässige Inflationsdaten für Syrien sind nicht verfügbar. Auch die Handelssanktionen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen bleiben weiter in Kraft. Die verfügbaren Informationen, einschliesslich einiger lokaler Daten, deuten darauf hin, dass Syrien 2021 Hochinflationsland sein könnte. Unternehmen, die die Währung Syriens als funktionale Währung haben, sollten die zum 31. Dezember 2021 verfügbaren Informationen berücksichtigen, um zu bestimmen, ob IAS 29 anwendbar ist.
Anwendungszeitpunkt
IAS 29 ist für Berichtsperioden, die im Dezember 2021 enden, von Unternehmen, deren funktionale Währung die Währung von Argentinien, Iran, Libanon, Südsudan, Sudan, Surinam, Venezuela, Jemen oder Simbabwe ist, anzuwenden sowie in Konzernabschlüssen mit Tochtergesellschaften, deren funktionale Währung die Währung eines dieser Länder ist. Die Anwendung hat so zu erfolgen, als ob das betroffene Land schon immer hochinflationär gewesen wäre.
David Baur
Partner and Leader Corporate Reporting Services, PwC Switzerland
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