In kaum einer Branche oder einem Geschäftsfeld führt ein Weg an der digitalen Transformation vorbei. Und damit auch keiner an der einen, grossen Schlüsselfrage: Warum sind wir hier? Auf der Suche nach einer nachhaltigen Antwort werden Verantwortungs- und Entscheidungsträger ihren Daseinszweck mit disruptiven Ansätzen neu definieren, eine tragende digitale Firmenkultur etablieren und den Nutzen ihrer Produkte und Dienstleistungen am Kunden ausrichten müssen. Aber alles der Reihe nach.
Digitalisierung, Urbanisierung, Globalisierung: Diese und weitere Megatrends zwingen den Menschen zur Veränderung – und die Unternehmen zur digitalen Transformation. Denn was heute hip und morgen erfolgreich ist, wird es in zehn Jahren vielleicht gar nicht mehr geben. Darum müssen sich die Unternehmen immer wieder neu erfinden, Hand in Hand mit ihren Anspruchsgruppen. Diese Wandlungsfähigkeit verlangt Selbstkritik, eine digitale Haltung und einen äusserst langen Atem.
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Früher war die Erfolgsgleichung einfach: Kostenführerschaft oder Qualitätsführerschaft. Heute ist die Betrachtung schwieriger, weil komplexer. In der digitalen Welt muss jedes Unternehmen festlegen, welche Werte es zu bieten hat, welche Rolle diese in der Wertschöpfung spielen und wie es sich von seinen Mitbewerbern greif- und erlebbar unterscheidet. Das Thema Vertrauen erhält einen grossen Stellenwert, oder vielmehr die Frage, wie sich bestehendes langjähriges Vertrauen in die digitale Welt übersetzen lässt.
Darum liegt eine enorme Chance der digitalen Transformation in der Selbstkannibalisierung. Wer sich digital transformiert, muss seinen Daseinszweck auf den Prüfstand stellen und fragen: Warum gibt es uns? Das eigene Ertragsmodell zu hinterfragen, ist gesund. Denn tut man es nicht selber, tut es jemand anders. Zum Beispiel haben Sharing-Economy-Neulinge konventionelle Intermediäre wie den Zwischenhandel mit ihren digitalen Plattformen abgelöst; Uber oder AirBnB lassen grüssen. Diese Entwicklung hätte auch der Zwischenhandel selbst anstossen können, statt im Nachhinein dagegen anzukämpfen. Wer sich nämlich selber herausfordert, kann das Tempo von Innovation und Fortschritt vorlegen und die eigene Wettbewerbsagilität perfektionieren.