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Streamlining of Financial Statements: Weniger ist mehr

Alex Astolfi
Partner and Assurance Leader, PwC Switzerland

Das Streamlining der Finanzberichterstattung kommt genau passend. Denn um mangelhafte Compliance zu vermeiden, legen die Unternehmen immer mehr Informationen offen. Der Leser tut sich zunehmend schwer, die gewünschten Informationen herauszufiltern und sich ein klares Bild von der Unternehmensleistung zu machen. In diesem Artikel erläutern wir, warum Streamlining in der Finanzberichterstattung dazu beitragen kann, die unternehmerische Informationsarbeit relevanter und für alle lohnender zu gestalten.

Zu viele Informationen: Bitte reduzieren!

In den vergangenen Jahren sind die Finanzberichte von Unternehmen immer umfangreicher und komplexer geworden. Um die verschärften Anforderungen der Reporting-Standards verschärft zu erfüllen, führen die Unternehmen in ihren Finanzberichten alles auf, was für die Compliance relevant sein könnte.

Dadurch mangelt es den Berichten nicht selten an Struktur. Den Lesern fällt es häufig schwer, die relevanten Informationen zu finden. Zudem fehlt oft der rote Faden oder ein einheitlicher Präsentationsstil, der den Finanzabschnitt mit dem Rest des Jahresberichts verknüpft. Die für die Finanzberichterstattung und Compliance geltenden Vorschriften werden mehr oder weniger als Offenlegungscheckliste abgearbeitet. Dadurch haben die Finanzberichte grosser Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um ca. 50 Prozent an Länge zugelegt. Abbildung 1 zeigt die wichtigsten Faktoren, die zu dieser Informationsflut führen.

Der Trend wird durch die zunehmende Komplexität der unternehmerischen Realität verschärft. Die digitale Technologie bringt vollkommen neuartige Kommunikationsformen mit sich. Das Ergebnis ist eine grosse Unsicherheit und Frustration, nicht nur bei den Empfängern von Finanzberichten, sondern auch bei jenen, die solche Finanzberichte veröffentlichen. Doch die Umstände ändern sich: Immer mehr Unternehmen versuchen, die neuen Herausforderungen zu meistern.

Informationsüberflutung

Weniger ist mehr – die Streamlining-Prinzipien

Die logische Antwort lautet Streamlining. Hier geht es darum, dem Informationsbedarf der Leser mit einer klareren Berichtsstruktur und einem Fokus auf die relevanten Informationen gerecht zu werden. Das Streamlining einer Finanzberichterstattung beruht auf den folgenden Prinzipien. Diese sind in Abbildung 2 bildlich zusammengefasst.

  • Rahmen und Fokus für die Bedürfnisse der Zielgruppe schaffen: Die Finanzberichte lassen sich mit Streamlining rationalisieren. Demnach werden die verfügbaren Informationen nach ihrer Relevanz strukturiert, anstatt den Investoren einfach noch mehr Informationen zu präsentieren. Der Finanzbericht soll auf seine Leser abgestimmt sein. Ein Unternehmen muss wissen, welche Informationen erwartet werden und diese klar darstellen. Übrigens sollte es das Streamlining keinesfalls als Universallösung einsetzen.
  • Wesentlichkeit berücksichtigen: Anstatt sämtliche Informationen offenzulegen, die die Standards verlangen könnten, sollten die Unternehmen im Finanzbericht nur das publizieren, was die Leistungsstärke des Unternehmens über den Jahresverlauf zuverstehen hilft. Dabei ist die Aufmerksamkeit der Leser auf die Schlüsselkennzahlen und -entwicklungen zu lenken. Beim Streamlining geht die Finanzabteilung nicht nach dem Checklisten-Prinzip vor, sondern konzentriert sich auf Informationen, die für das Verständnis der Unternehmensperformance entscheidend sind.
  • Klare Formulierungen verwenden: Die Unternehmen sind gut beraten, einfach zu formulieren und auf Fachjargon zu verzichten.
  • Wichtige Informationen hervorheben: Die Unternehmen müssen die wichtigsten Informationen in den Mittelpunkt rücken. Ermessensentscheidungen etwa lassen sich grafisch darstellen und deren Relevanz so verdeutlichen.
  • Bessere visuelle Darstellung: Für Finanzberichte empfehlen sich Farben, Überschriften, Diagramme und Tabellen. Das führt den Leser zielsicher durch den Bericht und vereinfacht die Lektüre. Mit klaren Tabellen und Grafiken wird ein Bericht leichter lesbar und verständlicher.
Die Streamlining-Prinzipien

Keine Angst vor lückenhafter Compliance

Gut zu wissen: Die Regulatoren unterstützen die Unternehmen in ihrem Bestreben, Finanzberichte intelligent zu entschlacken. Das IASB (International Accounting Standards Board) hat den Handlungsbedarf erkannt. In seinem Vorwort der Oktober-Publikation «Better Communication in Financial Reporting» («Bessere Kommunikation in der Finanzberichterstattung») bekennt IASB-Vorsitzender Hans Hoogervorst Farbe: «Werden Finanzinformationen ineffizient kommuniziert, kann das dazu führen, dass Investoren relevante Informationen übersehen oder deren Zusammenhänge nicht erkennen … Umgekehrt kann eine effiziente Kommunikation von Informationen in Jahresrechnungen zu besseren Investitionsentscheidungen beitragen und die Kapitalkosten für Unternehmen senken.»

Wer Streamlining einführen möchte, muss sicherstellen, dass sich die Offenlegung verbessert – nicht, dass nur der Bericht gekürt wird. Hans Hoogervorst rückt die Kommunikation in den Mittelpunkt und trifft ins Schwarze: Bei einem intelligenten Streamlining geht es um die Formulierung, die Strukturierung und klare Aussagen. Das alles soll nicht weniger, sondern mehr Informationen über das Unternehmen und seine finanzielle Situation liefern. Ein guter Geschichtenerzähler denkt an seine Zuhörer oder Leser. Darum muss jeder seine Botschaften mit Blick auf seine Dialoggruppen sorgfältig auswählen und zielgruppengerecht präsentieren. Wenn ein Unternehmen das beherzigt, gibt es seinen Investoren einerseits alle nötigen Informationen. Andererseits baut es sich den Ruf einer Organisation auf, die ihre Verantwortung gegenüber den Stakeholdern ernst nimmt.

Ein oder kein Thema?

Der Erfolg der australischen Unternehmen hat auch in Europa von sich reden gemacht. So sind börsenkotierte Unternehmen in Deutschland und in der Schweiz dabei, ihre Finanzberichterstattung zu modernisieren. Das IASB ist diesem Modernisierungsbedarf gefolgt und hat in seiner Angabeninitiative Prinzipien für eine verständlichere Kommunikation integriert. Zum Beispiel wurde IAS 1 ergänzt, um die Relevanz, Wesentlichkeit und Struktur von Jahresrechnungen zu verbessern. Die SIX Swiss Exchange hat die Vorteile einer verständlicheren Offenlegung ebenfalls erkannt – desgleichen das Potenzial des Streamlinings von Finanzberichten.

Wir von PwC tendieren in die gleiche Richtung. Bereits haben wir eine Vielzahl von Streamlining-Projekten für grosse börsenkotierte Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen durchgeführt. PwC-Direktoren und -Manager in der ganzen Schweiz erteilen dem Konzept sehr gute Noten. Denn wir wissen, dass die Unternehmen in einer informationsgefluteten Welt innovativ bleiben müssen, damit ihre Botschaften ankommen. Finden sie damit bei den Aktionären nämlich keinen Anklang, könnte ihnen diese Chance jemand anders abnehmen.

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Alex Astolfi

Alex Astolfi

Partner and Assurance Leader, PwC Switzerland

Tel.: +41 58 792 81 95

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