Die Finanzfunktion verändert sich rasant und fundamental. Treiber von Richtung und Tempo ist in erster Linie die Digitalisierung. Aber nicht nur. Je nach Industriezweig steht der Finanzchef vor anspruchsvollen Aufgaben: Im Bereich Industrie/Handel sind es Kostendruck und Verbesserung der unternehmerischen Leistung, bei den Banken/Versicherungen zusätzlich die Regulierung und IT-Heterogenität. Auf dieser Reise geht der Auditor 4.0 im besten Fall Hand in Hand mit dem CFO. Mit vereinten Kräften tragen beide wesentlich zur Wertschöpfung des Unternehmens bei.
Die Finanzfunktion bildet das Nervenzentrum eines Unternehmens. Hier laufen die Daten der meisten Unternehmensfunktionen zusammen und werden quantitativ beurteilt. Zudem treibt sie idealerweise die strategischen Stossrichtungen voran und wirkt als internes Kontrollorgan mit direktem Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Die Wirtschaftsprüfung verifiziert deren Daten und Informationen in Form von Jahres- und Konzernrechnungen.
Hand in Hand
Der Finanzchef oder CFO von heute ist in mehrfacher Hinsicht gefordert. Datenqualität und -sicherheit sowie faktenbasierte Entscheide gewinnen an Bedeutung. Die Geschäftsleitung erwartet eine kostengünstigere und schnellere Verarbeitung der Transaktionen. Neben Effizienz und Qualität muss der CFO als «interner» Berater einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen und in seinem Finanzteam entsprechende Datenanalysefähigkeiten aufbauen. So veredelt er die zunehmend verfügbaren Daten zu Informationen, die Entscheide vorbereiten und den Unternehmenswert steigern. Mit einem derart wertorientierten Ansatz unterstützt der Finanzchef den CEO dabei, die Leistung des Unternehmens zu verbessern. Die Finanzchefs von Banken und Versicherungen müssen sich zudem mit neuen Regulierungen und erhöhten Transparenzbestimmungen auseinandersetzen sowie die Harmonisierung ihrer teilweise heterogenen Systemlandschaften angehen.
Angesichts dieser Vielzahl an neuen Aufgaben kommt unweigerlich die Frage auf: Wo steht die Finanzfunktion in fünf Jahren, und wie sieht sie dann idealerweise aus? Der rasche technologische Wandel verändert die Arbeitsweise von CFO und Wirtschaftsprüfer gleichermassen. Die Entwicklungen weisen viele Parallelen und Abhängigkeiten auf.
Der Auditor 4.0 verfügt über industriespezifische digitale «Toolboxen». Aus diesen wählt er für seinen Kunden die passenden Algorithmen. Technologiegetriebene Audittools haben zwei Hauptziele:
- Gewinnen von «Insights» zugunsten des Kunden
- Erhöhen der Prüfsicherheit und Effizienz
Die verfügbaren Daten, ERP-Systeme, Applikationen und Prozesse im Unternehmen entscheiden, inwieweit der Wirtschaftsprüfer neue Technologien nutzen kann.
Mit seinen «Insights» unterstützt der Wirtschaftsprüfer in enger Zusammenarbeit mit dem Finanzchef das Unternehmen dabei, die Transformation der Finanzfunktion zu beschleunigen und zu lenken. Damit trägt er zur Steigerung des Unternehmenswertes bei. Im Idealfall gehen CFO und Prüfer also Schulter an Schulter durch die digitale Transformation. Der Einsatz von digitalen Audittools steht in Abhängigkeit zur Kundensystemlandschaft und dessen Maturität von einer effizienten und sicheren Datenextraktion sowie zu den gültigen Prüfungsstandards (vgl. Disclose-Ausgabe 1/2018, «Audit 4.0, Part 2, High Performing Auditors»).
Sektoren mit unterschiedlichen Bedürfnissen
Diese Entwicklung wird die Funktion beider Parteien in den kommenden Jahren fundamental beeinflussen. Allerdings ist sie nicht nur getrieben von der Digitalisierung. Andere wirtschaftliche und regulatorische Megatrends spielen ebenfalls eine Rolle, teilweise als Folge des digitalen Wandels. Für eine differenzierte Betrachtung der Reiserouten und -geschwindigkeiten von CFO und Prüfer beleuchten wir die Wirtschaftssektoren «Industrie/Handel» und «Banken/Versicherungen». Nachfolgend im Überblick die wichtigsten Herausforderungen in diesen Märkten – und unsere Antworten als Wirtschaftsprüfer:
Industrie/Handel – Kostendruck und IT-Homogenität
In Handels- und Industrieunternehmen stehen Automation, Effizienz, Kosten und das Gewinnen von «Insights» durch datenanalytische Fähigkeiten ganz oben auf der Agenda der Finanzfunktion. Der Druck auf Margen und Kosten ist allgegenwärtig. Die IT-Landschaft in mittelgrossen und grossen Betrieben ist in den meisten Fällen einheitlich – SAP sei Dank. Diese Homogenität erlaubt eine standardisierte und im höchsten Mass automatisierte Datensammlung und -auswertung.
Die Finanzfunktion kann ihre Kosten senken, wenn sie manuelle Prozesse und Kontrollen standardisiert, automatisiert und zentralisiert. Eine solche Transaktionsverarbeitung hilft, die Datenqualität zu erhöhen und mit einem integrierten internen Kontrollsystem die Risiken schnell anzugehen und effizient zu kontrollieren.
Sofern das geprüfte Unternehmen die notwendigen Daten digital verfügbar macht und der Prüfer die richtigen Audittools einsetzt, wird dieser zum Vor- und Wegbereiter der schnelleren Transformation und erhöht die Qualität und Maturität der Finanzfunktion. Abbildung 1 zeigt zusammenfassend die Vorteile eines technologiebasierten Audits für Handels- und Industrieunternehmen. Nachfolgend führen wir zwei der Vorteilskategorien mit Beispielen aus.