Im Fokus: Nachhaltigkeit in Familienunternehmen

Wie die NextGens unsere Zukunft durch Nachhaltigkeit sichern

Thomas Ebinger
Unternehmensentwicklung Familienunternehmen und KMU, PwC Schweiz

Samuel Sidler
CEO der SISTAG AG

Familienunternehmen planen, denken und handeln naturgemäss nachhaltig. Sie sind nicht auf kurzfristige Ertragsmaximierung ausgerichtet, sondern auf langfristiges Überleben und sinnstiftendes Wirken. Die NextGens – Töchter und Söhne der Gründer und Senior-Chefs – sind die Chefs von morgen. Sie wollen ihrer Vorreiterrolle gerecht werden und zeigen dem Unternehmen, dass die ökologische Transformation ökonomisch machbar ist.

Hören Sie in unserem Podcast das Interview, das wir mit Samuel Sidler, CEO der SISTAG AG und Vertreter der NextGen, über Nachhaltigkeit in Familienunternehmen geführt haben und gewinnen Sie einen Einblick in seine Visionen, Ziele und Strategien.

  

Thomas Ebinger: Wie definieren Sie persönlich den Begriff Nachhaltigkeit?

Samuel Sidler: Nachhaltigkeit bedeutet für mich, dass man bewusst berücksichtigt, wie sich das, was man tut, auf die Dauer auswirkt. Dazu gehört, sich so zu verhalten und zu handeln, dass für alle Anspruchsgruppen langfristig ganzheitlich gesorgt ist. 

Thomas Ebinger: Was muss ein Unternehmen also berücksichtigen, um nachhaltig zu wirtschaften? 

Samuel Sidler: Die Geschäftstätigkeit soll wirtschaftlich nützlich und zugleich sozialverträglich und ökologisch sinnvoll sein. Und natürlich darf sie künftige Generationen nicht benachteiligen. Das ist nicht immer so einfach.

Thomas Ebinger: Warum setzen Sie sich persönlich für Nachhaltigkeit ein?

Samuel Sidler: Ich denke, jede Person auf diesem Planeten ist verpflichtet, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen. Denn wir sind eine Gemeinschaft und bewohnen ein und denselben Lebensraum. Allerdings handelt jeder auf seine Art nachhaltig, und das ist gut so. 

Thomas Ebinger: Wie sieht Ihre Art aus?

Samuel Sidler: Ich führe unser Unternehmen so, dass unsere Geschäftstätigkeiten wirtschaftlich nützlich, sozialverträglich und ökologisch sinnvoll bleiben. Das heisst, wir entwickeln neue Produkte und Dienstleistungen und bieten bestehende an, die den Fortbestand der Firma sichern. Zudem halten wir unseren Emissionsfussabdruck möglichst klein oder eliminieren ihn sogar, zum Beispiel mit Solarpanels auf den Firmengebäuden, neuen Heizformen und anderen Massnahmen. 

Thomas Ebinger: Nachhaltigkeit ist für die SISTAG also ein Schlüsselthema. Können Sie das etwas ausführen?

Samuel Sidler: Es war schon eins zur Zeit meines Grossvaters, der die Firma gegründet hat. Denn bereits damals hat die SISTAG nachhaltig gehandelt. Schon immer wollte sie das beste Armaturenprodukt herstellen. Das hat sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun. Denn wenn unsere Produkte sehr lange im Einsatz sind – sagen wir bis zu 40 Jahre lang –, dann ist das der Inbegriff von Nachhaltigkeit. Unter dem Strich bedeutet das weniger Ressourcenverbrauch, weniger Transporte und hoher Kundennutzen. Das alles ist ökologisch. Zudem generieren wir Arbeitsplätze und sorgen damit für die Gesellschaft. Aber natürlich: Besser geht immer.

Thomas Ebinger: Wo ist das Thema organisatorisch angesiedelt?

Samuel Sidler: In unsere Köpfen und beim täglichen Handeln unserer Mitarbeitenden. Ich bin überzeugt, dass man Nachhaltigkeit Tag für Tag leben und vorleben muss, angefangen bei der obersten Führungsetage. 

Thomas Ebinger: Wie wird diese Haltung für Ihre Kunden und Konsumenten sichtbar?

Samuel Sidler: Wir bieten unseren Kunden das stärkste Produkt mit der längsten Lebensdauer an. Das liefert ihnen den grösstmöglichen Mehrwert, der sich vor allem monetär bemerkbar macht. Zudem müssen sie weniger Armaturen kaufen, um ihr eigenes Produkt herzustellen, verbessern also automatisch ihren ökologischen Fussabdruck.

Thomas Ebinger: Apropos Ökologie: Wie setzen Sie Ihre langfristigen ökologischen Ziele um?

Samuel Sidler: Wir setzen bei der Kontinuität an, zum Beispiel mit Optimierungen unserer Produkte. Damit können wir deren Lebensdauer weiter verlängern und unsere ökologische Nachhaltigkeit indirekt erhöhen. Auch in der Produktion verschwenden wir minimale Ressourcen und verbessern laufend unsere Prozesse. Wir überlegen sogar, pro Kontinentalregion lokale Produktionsstätten zu etablieren. Das eliminiert unnötige Transportstrecken. Solche Pläne müssen immer auch ökonomisch nachhaltig und gesellschaftskonform bleiben. 

Thomas Ebinger: Was braucht ein CEO wie Sie, der Nachhaltigkeit auf seine Agenda setzt, damit er reüssiert?

Samuel Sidler: Er muss sich damit identifizieren und intuitiv nachhaltig handeln. Dabei muss er eine Balance zwischen wirtschaftlicher, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit finden. 

Thomas Ebinger: Welche Hürden mussten Sie mit neuen Ideen meistern, als Sie noch nicht CEO waren?

Samuel Sidler: Ich konnte vom ersten Tag an Ideen einbringen. Wenn es mir gelang, die andern Geschäftsleitungsmitglieder von einer Idee zu überzeugen, wurden sie umgesetzt. Wenn nicht, war es wohl eine schlechte Idee. Kapitalintensive Ideen mussten weitsichtig geplant werden, zum Beispiel der Bau einer Produktionsstätte in den USA. Solche Ideen kamen natürlich weniger schnell voran als kleinere Initiativen. 

Thomas Ebinger: Erwarten Sie aus Ihrem nachhaltigen Vorgehen zusätzliche Vorteile für die Rekrutierung? 

Samuel Sidler: Ja, wenn es uns gelingt aufzuzeigen, wie nachhaltig wir als Firma sind. Wir haben bei unserer letzten HR-Analyse festgestellt, dass wir in Schlüsselbereichen viele Punkte der Nachhaltigkeit erfüllen. Nur kommunizieren wir das zu wenig. 

Thomas Ebinger: Sie sind ein Jungunternehmer, der seinen Familienbetrieb erfolgreich führt. Was raten Sie anderen Nachfolgerinnen und Nachfolgern, die eines Tages diese Position innehaben möchten?

Samuel Sidler: Sie sollen nie hektisch und unüberlegt handeln. Es lohnt sich, mit einer möglichst objektiven Perspektive zu agieren. Weiter sollen sie immer als Team vorgehen, sei es innerhalb der Geschäftsleitung oder gemeinsam mit dem Verwaltungsrat. Ein guter CEO ist kein Einzelkämpfer. Und schliesslich rate ich, Herausforderungen systematisch anzugehen, also das Ist zu analysieren, das Soll zu definieren, Massnahmen festzulegen, diese einzuführen und auf ihre Wirksamkeit zu prüfen.

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Norbert Kühnis

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