Grenzgänger von Beruf

Korbinian Petzi
Partner, Assurance, PwC Switzerland

Korbinian Petzi ist Assurance Partner bei PwC. Er lebt in Deutschland, arbeitet in Basel und hat sich auf mittelständische und Familienunternehmen mit grenzüberschreitenden Tätigkeiten spezialisiert. Mit Disclose diskutiert der zweifache Vater und ambitionierte Amateursportler über sein Grenzgängerdasein, über Ausdauer und die Kunst des Verlierens. Und über den Wert verlässlicher Beziehungen.

Korbinian, wer deinen Namen liest oder dich sprechen hört, denkt: Woher kommt der bloss?

Ich bin im Bayerischen Wald geboren und aufgewachsen. Direkt neben der Skipiste.

Und wie kommt einer aus Niederbayern ins Dreiländereck Basel?

Auf Umwegen. Nach dem Abitur und meiner Wehrpflicht habe ich in Augsburg Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studiert. In der Studienzeit war ich ein halbes Jahr in Australien. In die Region Basel hat mich die Liebe gebracht. Meine Frau ist Steuerberaterin und betreibt ihre eigene Kanzlei. Seit 2010 bin ich bei PwC Basel als Wirtschaftsprüfer tätig. Wir leben mit unseren beiden Töchtern in der deutschen Gemeinde Grenzach-Wyhlen. Ich bin also ein klassischer Grenzgänger.

Was tust du bei PwC Basel?

Ich bin Partner in der Wirtschaftsprüfung und leite den Bereich Assurance der Region Basel und Nordwestschweiz. Ausserdem stehe ich der Swiss-German Business Group vor, in der wir die Regionen Baden-Württemberg–Bayern und die Schweiz miteinander vernetzen und unseren Kunden grenzüberschreitende (Prüfungs-)Dienstleistungen anbieten können. Für meine Tätigkeit hilft es, dass ich schon ein wenig in der Welt herumgereist bin. Diese Flexibilität musste ich auch während meines Secondments in Stuttgart an den Tag legen.

Was hat es damit auf sich?

Von 2018 bis 2020 war ich im Rahmen einer Entsendung bei PwC Stuttgart tätig. In dieser Zeit zog ich nicht um, sondern fuhr weiterhin nach Hause in die Region Basel. Es war nie Thema, dass meine Frau und meine Kinder meinen Karriereplänen folgen und dafür ihren Lebensmittelpunkt verschieben sollten. Von meinen beruflichen Trips bin ich stets gerne nach Hause gekommen.

Demnach pendelst du nicht nur zwischen zwei Ländern, sondern auch zwischen deiner Familie und einem anspruchsvollen Job mühelos hin und her. Wie geht das?

Mit viel Selbstorganisation. Und mit der richtigen Einstellung. Die Familie war schon immer Teil meiner beruflichen Entwicklung. Ich arbeitete während fünf Jahren mit einem Teilzeitpensum, um Zeit für meine kleinen Töchter zu haben. Das erfordert den Mut zu kommunizieren, dass man begrenzte Arbeitskapazitäten hat. Man kann mit einem 60-Prozent-Pensum schlicht kein 100-Prozent-Portfolio betreuen. Es erfordert nochmal so viel Mut, diesen Umstand sich selbst einzugestehen. Für mich ist es wichtig, die Entwicklung meiner Kinder und die Interessen meiner Frau mitzuerleben. Ich wollte als Mann mit gutem Beispiel vorangehen. Berufliches Kürzertreten wird ja sonst üblicherweise den Frauen überlassen.

Inwiefern kommt dein grenzüberschreitendes Können deinen Kunden zugute?

Ich bin akkreditierter Wirtschaftsprüfer in der Schweiz und in Deutschland. Damit kann ich grenzüberschreitendes Wissen in einer Person anbieten. Was ich nicht weiss, hole ich aus dem PwC-Netzwerk hinzu. Das ist für viele Schweizer Unternehmen mit Aussenhandelstätigkeit in der EU und insbesondere Deutschland interessant. Aber andersherum auch für ausländische Unternehmen mit Aktivitäten in der Schweiz.

Woher holst du dir die Power für all das?

In erster Linie bei meiner Familie. Beim Sport tanke ich ebenfalls geistig auf. Ich bin gerne mit dem Rennrad unterwegs. So habe ich schon mal in einem Tag mit dem Bike die Alpen überquert. Das sind 7000 Höhenmeter und mindestens doppelt so viele Kilokalorien. Schon als Bub und begeisterter Fussballer und Skifahrer war ich sehr ehrgeizig. Ich wollte stets gewinnen. Mit der Zeit habe ich auch das Verlieren gelernt. Darum schätze ich heute Ausdauersportarten wie das Rennradfahren. Da muss man so manche innere und äussere Grenze überwinden und über sich selbst hinauswachsen. Das ist ein dauerndes Gewinnen und Verlieren.

Wie kommt diese sportliche Ausdauer bei deiner Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer zum Tragen?

Täglich. Bei PwC betreue ich vorwiegend mittelständische (Familien-)unternehmen in der Nordwestschweiz. Gerade Familienunternehmen sind auf lange Sicht ausgelegt, meist auf mehrere Generationen. Sie orientieren sich weniger an der kurzfristigen Gewinnmaximierung als vielmehr am langfristigen Fortbestand des Unternehmens. Da macht sich ein langer Atem auf jeden Fall bezahlt, ganz besonders im Hinblick auf den Aufbau persönlicherBeziehungen.

Inwiefern?

Ich sehe gute Beziehungen als Grundlage von beruflichem Erfolg. Ich kann meine Kunden nur nachhaltig betreuen, wenn ich langfristige und vertrauensvolle Beziehungen mit ihnen aufbaue. Gerade in Familienunternehmen wechseln die zuständigen Personen seltener als in börsenkotierten Konzernen. Wie wichtig starke Bande sind, merken wir in  Druck- oder Krisensituationen. Gute Kontakte halten  auch in herausfordernden Zeiten stand; sie geben uns Sicherheit. Darum ist es mir als junger Partner wichtig, ein starkes Netzwerk aufzubauen. Das ist eine Art Investition in meine Zukunft.

Was siehst du als Voraussetzung für gute Beziehungen?

Authentizität. Nur wenn ich authentisch und offen bleibe, ergeben sich stabile und gute Beziehungen. Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen Und habe  einen offenen und ehrlichen Dialog in meiner Familie gelernt. Denn wenn ich mich selbst bin, kann ich meinen Kindern als gutes Beispiel vorangehen. Im Beruf ist das ähnlich: Nur als authentischer Sparring-Partner kann ich einen potenziellen Kunden von meiner Person überzeugen und ihm in der anschliessenden Zusammenarbeit ein verlässliches Gegenüber sein.

Sprechen wir noch kurz über diese Zusammenarbeit. Wie würdest du sie beschreiben?

Für meine Kunden hängt sehr viel an meiner Zuverlässigkeit. Sie müssen sich auf das verlassen können, was ich schlussfolgere, empfehle oder verspreche. Immerhin fällen sie darauf basierend Entscheidungen, die möglicherweise weitreichende Folgen haben. In einem Familienunternehmen sogar für Generationen.

Wenn du einen Hashtag frei hättest für deine persönliche «That’s Assurance»-Kampagne, welcher wäre das?

#Verlässlichkeit

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