Petra Schwick
Partner, Assurance, PwC Switzerland
Petra Schwick ist Assurance Partner bei PwC und auf multinationale Grosskonzerne aus der Pharmabranche und Telekommunikation spezialisiert. Mit Disclose spricht die dreifache Mutter über Cowboys des Rechnungswesens, den Mehrwert geteilter Erfahrungen und internationaler Netzwerke. Und über die Bedeutung von Flexibilität für Kundschaft, Karriere und Familie.
Petra, du bist seit gut 20 Jahren bei PwC als Wirtschaftsprüferin tätig, vorwiegend für multinationale Konzerne. Woher dieser lange Atem?
Mein Job macht mir Spass. Ich konnte von Anfang an für ein enorm breites Spektrum an Kunden aus diversen Branchen mit unterschiedlichsten Herausforderungen arbeiten. Dabei sehe ich tief in diese Unternehmen hinein und tausche mich mit dem C-Level und Board aus. Von dieser Erfahrung profitieren wiederum mein Team und sämtliche Mandate.
Was bedeutet Assurance für dich?
Wir geben den Verantwortlichen Sicherheit. Diese können sie nach aussen kommunizieren und Vertrauen aufbauen, zu Endkunden, anderen Stakeholdern und zu uns. Dabei hilft die Glaubwürdigkeit der Marke PwC sehr. Jeder einzelne von uns festigt dieses Vertrauen mit unserem Fachwissen und unserem Netzwerk.
Wie äussert sich das konkret in deinem Alltag?
Bei jeder Interaktion. Ich interessiere mich für meine Kunden, nehme mir Zeit für sie, bin geistig und physisch anwesend, erfasse ihre Situation und versuche, ihre Probleme zu verstehen. So kann ich gemeinsam mit dem Team und im engen Dialog mit den Kunden passende Ansätze und Lösungen finden.
Was ist in Beziehungen mit börsenkotierten Multinationals besonders wichtig?
Dass wir unser Netzwerk in der Schweiz und im Ausland bei Bedarf für sie mobilisieren. Je nach Aufgabe kann ich ihnen Expert:innen für Steuern, Unternehmensstrategie, Digitalisierung, Recht und viele weitere Themen zur Seite stellen. Das schätzen internationale Mandanten sehr. Und ich erhalte die Gelegenheit, eng mit anderen PwC-Kolleg:innen zusammenzuarbeiten.
Welche Rolle spielen diese Beziehungen für den Erfolg unserer Assurance, zum Beispiel in Proposals?
Eine entscheidende. Vor allem, weil unsere Dienstleistungen austauschbar sind. Beziehungen entstehen aus dem Zusammenspiel von Personen. Die enorme Diversität von PwC ermöglicht es uns, für jedes Mandat passende Personen zu finden. Für ein Pharmamandat braucht es völlig andere Stärken als für einen Rohstoffhändler. Wir sollten unser Wissen über Fachbereiche und Firmen noch stärker über alle Lines of Service hinweg vernetzen. Das kann uns klar differenzieren und verwertbare Chancen eröffnen.
"Ich halte die Wirtschaftsprüfung für eine hervorragende Plattform für junge Menschen, um sich breit auszubilden, ihren Rucksack mit Erfahrungen und Wissen zu füllen und die erwähnte Sicherheit bei uns oder anderswo weiterzugeben."
Petra SchwickWie beurteilst du Assurance als Berufsfeld?
Ich halte die Wirtschaftsprüfung für eine hervorragende Plattform für junge Menschen, um sich breit auszubilden, ihren Rucksack mit Erfahrungen und Wissen zu füllen und die erwähnte Sicherheit bei uns oder anderswo weiterzugeben – zum Beispiel bei Kundenunternehmen. Diese stellen übrigens gerne ehemalige PwCler:innen ein, weil sie sich auf deren Know-how und Arbeitsmoral verlassen können. Gerade Alumnis erkennen oft erst, wenn sie PwC verlassen, wie wertvoll diese Zeit für sie war.
Warum bleibt es trotzdem schwierig, junge Hochschulabsolvent:innen für Assurance zu begeistern?
Junge Generationen verpflichten sich nur ungern langfristig. Wer nach der Uni in der Wirtschaftsprüfung weitermachen will, muss in der Schweiz mindestens drei bis vier Jahre einrechnen. Zudem ist es gut möglich, dass wir mit den Vorteilen von Assurance noch nicht so richtig zur NextGen vordringen.
An welche Vorteile denkst du?
Flexibilität, ein breit gefächertes Kundenportfolio, diverse und wechselnde Teams, ein weitläufiges nationales und internationales Netzwerk, Fortschritte bei der Digitalisierung und der Datenanalyse.
Welcher dieser Aspekte ist für dich persönlich am wichtigsten?
Die hohe Flexibilität. Diese verstehe ich als Geben und Nehmen. Ich muss bereit sein, mich zur Verfügung zu stellen, auch wenn es mal nicht passt. Dafür kann ich mit einem Teilzeitpensum von 80 Prozent in einer Führungsposition arbeiten. Jeweils mittwochs und abends zwischen 18.00 und 20.30 Uhr ist Familienzeit. Die gehört meinen drei Töchtern, meinem Mann und mir selbst. Damit das funktioniert, ist die Kommunikation mit Teams und Kund:innen zentral.
Wie kommt dein Teilzeitjob auf Kundenseite an?
Gut, solange ich offen kommuniziere und verfügbar bin, wenns wirklich brennt. Sitzungstermine mit den Audit-Committee-Mitgliedern oder CFOs sind ein Jahr im Voraus planbar. Für Ad-hoc-Termine kann ich eine Stellvertretung organisieren. Und bei Unvorhergesehenem halte ich mich zur Verfügung. Auch ich muss meine Kids ab und zu vor den Fernseher setzen. Aber das kommt selten vor.
Was meint deine Familie dazu?
Die Kinder wachsen ganz natürlich damit auf. Mein Mann und ich teilen uns die Familienaufgaben fifty-fifty auf. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt es meines Erachtens kein Patentrezept, sondern nur eine Familienlösung. Diese erfordert, dass wir zu Hause und bei der Arbeit mit allen Beteiligten darüber sprechen. Und dass alle dazu beitragen.
Du hast zwei Jahre lang für PwC in den USA gearbeitet. Wie kam es dazu?
Von 2012 bis 2014 war ich in Dallas/Fort Worth auf dem Alcon-Campus tätig. Davor arbeitete ich auf dem Novartis-Mandat. Als der Konzern Alcon aufkaufte, entstand die Gelegenheit, für das Corporate-Team den Integrationsprozess vor Ort zu begleiten. Für meinen Mann wurde überraschend ebenfalls eine Entsendung möglich. So zogen wir mit unserer damals anderthalb Jahre alten Tochter nach Texas.
Wie war die Zeit deiner Entsendung für dich?
Intensiv, spannend und sehr bereichernd. Ich arbeitete hart. Ich erlebte ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl im Team. Und die Gastfreundschaft der Südstaatler ist legendär.
Was hast du aus Texas zurück in die Schweiz genommen?
Viele wertvolle Erfahrungen und Beziehungen. Ich hab geholfen, das Pharma-Know-how bei Alcon aufzubauen. Das hat unsere Beziehung zu unserem Kunden in Basel gestärkt. Beruflich tat es mir gut, dass ich mich in diesem Umfeld behaupten konnte. Der Head of Accounting im Cowboy-Look hat sich am Wochenende um seine Longhorn-Herde gekümmert. wWeitere Ansprechpersonen kamen aus anderen Bundesstaaten oder Europa. Diese Diversität hat mich gelehrt, noch besser auf Persönlichkeiten einzugehen, deren Hintergründe und Agenden einzubeziehen, Reaktionen nachzuempfinden, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das hat mich agiler und offener gemacht.
Petra Schwick
Partner, Assurance, PwC Switzerland