Wie führt man in unsicheren Zeiten? Diese drei Taktiken haben uns geholfen

16 Jun 2020

Seit die COVID-19-Pandemie vor einigen Monaten die Welt auf den Kopf gestellt hat, sind viele der Dinge, die ich normalerweise geniesse, aus meinem Arbeitsleben verschwunden. Umso mehr freue ich mich darauf, bald wieder mit dem Fahrrad und dem Zug zwischen Büro und Zuhause zu pendeln. Ich freue mich auf Treffen mit unseren geschätzten Kunden und auf den persönlichen Austausch mit meinen grossartigen 3.300 Kolleginnen und Kollegen.


Seit 1994, als ich direkt nach dem Studium bei PwC begonnen habe zu arbeiten, habe ich keine Situation erlebt, die unsere Welt auf ähnliche Weise auf die Probe gestellt hat. Diese Krise ist in vielerlei Hinsicht beispiellos – und wird noch lange in unser tägliches Leben hineinwirken. Während meine Kollegen und ich das Glück haben, weitestgehend gesund zu sein und auch von zu Hause aus arbeiten zu können, haben uns die letzten Monate wichtige Erkenntnisse über Führung in Krisenzeiten gebracht. Die drei wichtigsten Taktiken möchte ich hier teilen.

Arbeitsplatz: Führen mit digitalem Upskilling

Bevor wir wirklich absehen konnten, wie global sich die COVID-19-Pandemie ausbreiten würde, erlebten wir mit, wie unsere Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern ihre Büros verlassen mussten, Ausgangssperren verhängt wurden und sie ihren Alltag im Lockdown neu organisieren mussten. Wir reagierten schnell auf die Ungewissheit der Situation – und wechselten als eine der ersten grossen Organisationen des Landes geschlossen ins Home-Office. Ein Bestandteil der PwC-DNA ist es, sich umeinander zu kümmern, und die Sicherheit unserer Mitarbeitenden hatte nun höchste Priorität.

Man kann allerdings ziemlich viel falsch machen, wenn man plötzlich nur noch im Home-Office arbeitet: wichtige Entscheidungen aufschieben, bis "alles wieder normal läuft", eine "Always-on"-Mentalität im virtuellen Raum vertreten oder die Erwartungen von Mitarbeitenden, Kunden und Führungskräften falsch einschätzen.

Dank der digitalen Transformation unserer Organisation und digitalem Upskilling der Mitarbeitenden, konnten wir durch bestehende Home-Office-Regelungen und entsprechender IT-Infrastruktur die meisten dieser Probleme vermeiden.

Was uns ausserdem hilft, die Umstellung von 100% unserer Belegschaft auf Home-Office zu bewältigen, ist eine kurz- und langfristige Strategie. Kurzfristig versuchen wir, uns gegenseitig so gut wie möglich zu unterstützen, zum Beispiel mit

  • angepassten Angeboten für körperliches und mentales Wohlfühlen zuhause,
  • Peer-to-Peer Erfahrungsaustausch und teilen von verschiedenen Tipps und Taktiken, um das Leben im Home-Office zu erleichtern,
  • flexible Lösungen für Mitarbeitende mit Kindern.

Da wir erwarten, dass langfristig mehr Mitarbeitende von zuhause arbeiten werden als vor Corona, arbeiten wir daran, eine flexiblere Arbeitskultur zu erschaffen – im Büro und ausserhalb:

  • Wir passen unsere bestehenden Richtlinien für Home-Office kontinuierlich an die geltenden Gesetze und Bestimmungen sowie an das Feedback unserer Mitarbeitenden an.
  • Wir werden weiterhin Weiterbildungen in Leadership anbieten und Anpassungen an flexible Arbeitsverhältnisse von diesen Lern- und Entwicklungsprogrammen prüfen.
  • Wir Prüfen eine Änderung und Erweiterung unserer Anstellungs- und Onboarding-Prozesse, so dass wir auch Talente ausserhalb unserer Standorte finden und mit an Bord nehmen können.

 

Kommunikation: Vertrauen durch Informationsaustausch

In Momenten der Ungewissheit ist es umso wichtiger, die Mitarbeitenden auf dem Laufenden zu halten und mit ihnen Gedanken auszutauschen. Ich veranstalte dafür regelmässig Webcasts – also Livesendungen im Netz – und schreibe einen persönlichen Blog. Vertrauen durch Informationsaustausch aufzubauen bedeutet für mich:

  • anzuerkennen und zu kommunizieren, wie ich mich fühle und wie ich mit der gegenwärtigen Situation umgehe. Ich habe gelernt, dass dieser Führungsstil wesentlich hilfreicher ist als zu leugnen, was ich durchmache,
  • weniger reden und mehr zuhören. Ich versuche, zugrunde liegende Fragen zu finden und nehme mir mehr Zeit für die Beantwortung. Einige besonders hilfreiche Fragen in der aktuellen Krise:

    „Was ist etwas Unerwartetes, das Sie während dieser Krise gelernt haben?“
    „Was ist die grösste Herausforderung, die Sie je überwunden haben?“
    „Was ist etwas, von dem Sie hoffen, dass es nach dieser Krise übrig bleibt?
  • meine eigenen Fehler erkennen und aus ihnen lernen.

Strategie: Mit Agilität und Purpose führen

Nur sehr wenige Menschen konnten vorhersehen, wie ernst diese Krise werden würde und wie gestresst und verängstigt wir uns alle fühlen würden, überwältigt von Sorgen um die Gesundheit unserer Lieben, von der Isolation zuhause oder von der Belastung durch Homeschooling, Kinderbetreuung und gleichzeitiges Arbeiten.

Was die Planung heutzutage noch schwieriger macht, ist der Eindruck, dass die Zukunft noch schneller zu passieren scheint. Inmitten der Pandemie fühlte es sich an, als würden innerhalb von Wochen ganze Jahrzehnte vergehen. Übersetzt auf die Arbeitswelt bedeutet das: Der klassische Firmensitz könnte in Zukunft mehr zu einem Statussymbol als zu einem tatsächlichen Versammlungsort werden. Geschäftsreisen könnten weitgehend durch Work-from-Anywhere ersetzt werden. Medizinische Vorsorgeuntersuchungen könnten zur regelmässigen Routine am Arbeitsplatz gehören. Die Automatisierung in Unternehmen könnte beschleunigt werden. Der Klimawandel, unsere bisher grösste globale Herausforderung, wird den Druck auf all diese Prozesse voraussichtlich noch erhöhen.

Aber Panik ist keine Strategie. Diese Krise wird ein Ende haben. Unsere Kolleginnen und Kollegen in anderen Gebieten sind bereits in ihre Büros zurückgekehrt, und auch ich werde bald wieder mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren und den Zug ins Büro nehmen. Umso wichtiger ist es, Agilität und Purpose mit in die kommende Zeit zu nehmen. Für uns bedeutet das aktuell:

  • noch näher als sonst an Kunden und Mitarbeitenden zu bleiben, um zu wissen, was sie bewegt,
  • unseren Purpose als PwC – „to build trust in society and solve important problems”- erneut zu betonen und zu signalisieren, dass wir unseren Fokus nicht verengen, sondern unseren Prinzipien treu bleiben,
  • gemeinsam mit all unseren Stakeholdern – von Kunden zu Mitarbeitenden, von Communities, mit denen wir interagieren, hin zur Gesellschaft als Ganzes – Bedürfnisse zu ermitteln und zu definieren, wie ihnen wirksam gedient werden kann.

 

Stärker aus der Krise

Die Krise nutzen und das Erfolgsmodell Schweiz fit für die Zukunft machen.

Bericht lesen

Viele von uns werden eines Tages in grossen Worten über diese Zeit sprechen. Es ist eine Zäsur, ein historischer Moment. Aber wie wird jeder von uns auf seine Rolle in dieser Zeit zurückblicken? Wie wollen wir als Führungskräfte in Erinnerung bleiben, im besten Fall auch noch in vielen Jahren? Für mich ist dieser Tage die wichtigste Frage eine an uns selbst – wann immer wir nach Leadership, nach Führung, nach Vorbildern suchen: Warum nicht wir? Warum nicht ich?


#social#

Kontaktieren Sie uns