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Patrick Akiki
Partner, FS Management Consulting Lead, PwC Switzerland
Im Zuge der immer stärkeren Verbreitung digitaler Vermögenswerte entwickelt sich die globale Finanzlandschaft unwiderruflich weiter. Angefangen von Kryptowährungen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 3 Billionen US-Dollar im Jahr 2021 über Stablecoins, Non-Fungible Tokens («NFTs») und dezentrale Finanzmärkte («DeFi») bis hin zu digitalem Zentralbankgeld («CBDCs»): Digitale Vermögenswerte haben das Potenzial, sich in den kommenden Jahren auf praktisch alle Bereiche unseres Lebens und der Geschäftswelt auszuwirken.1
Jetzt greift die Revolution von digitalem Geld und digitalen Vermögenswerten auch auf den Bankensektor über: Kryptowährungen ändern allmählich die Art und Weise, wie Menschen sparen und Kredite aufnehmen. Wodurch ist das möglich geworden? Zunächst gibt es eine enorme (und kontinuierlich weiter steigende) Nachfrage der Konsument:innen, Kryptowährungen zu halten und mit ihnen zu handeln. Ende 2021 besassen geschätzt rund 300 Millionen Menschen weltweit Kryptowährungen. Seit Jahresbeginn ist dieser Wert somit um 178 Prozent gestiegen.2,3 Einigen Prognosen zufolge werden bis Ende 2022 1 Milliarde Menschen Kryptowährungen besitzen. Ein weiterer Faktor ist, dass sich Investitionen und Handel durch Kleinanleger über digitale Kanäle in einem steilen Aufwärtstrend befinden. Die Pandemie hat diesen Trend weiter beschleunigt, weil die Menschen mehr Zeit online verbrachten. Und zu guter Letzt verfügen wir endlich über die entsprechende Blockchain-Technologie, über die wir schon seit ein paar Jahren sprechen und die materielle und angewandte Investitionen mit Kryptowährungen ermöglicht.
Aus diesen Gründen stossen traditionelle Banken und Fintech-Unternehmen, die neue Ertragsströme erfassen und die Nachfrage ihrer Kunden unterstützen wollen, rasch in den Bereich des Kryptobanking vor und erkunden, welche Produkte und Dienstleistungen sie dort anbieten können.4 Daraus ergibt sich bei den Finanzdienstleistungen eine transformierende Dynamik: Die Akteure können davon profitieren, sich auf die zugrunde liegende Blockchain- oder Distributed-Ledger-Technologie einzulassen, sie zu verstehen und eine Strategie zu entwickeln, mit der sich dieses noch unerforschte Gebiet effektiv und sicher navigieren lässt.
Die Zeiten wandeln sich: Kunden wünschen sich nun Investitionen in und Zugang zu Kryptowährungen und digitale(n) Vermögenswerten. Angesichts dieses wichtigen Wandels stellen sich Banken und andere Finanzinstitute nun die Frage: Wie werden wir zu einer Kryptobank? Wir haben unter anderem zwei bedeutende Alternativen ausgemacht: Entweder wird man ein Virtual Asset Service Provider («VASP») und/oder man wird ein Kryptoverwahrer («Crypto Custodian»).
Die Financial Action Task Force («FATF») hat VASPs als Organisationen definiert, die eine oder mehrere der folgenden Aktivitäten ausüben:
Auf Grundlage dieser Definition können sich Banken oder Finanzinstitute mithilfe zahlreicher Angebote zu VASPs entwickeln.
Eine Möglichkeit besteht darin, Währungsgeschäfte wie die Umwandlung zwischen Kryptowährungen und Fiatwährungen (also Währungen in der realen Welt) oder zwischen einzelnen Kryptowährungen anzubieten. Eine andere Option könnte die Erbringung von auf Blockchain basierenden Zahlungs- und Abwicklungsleistungen sein. Das könnte beispielsweise darin bestehen, den Teilnehmer:innen des Netzwerks die Übertragung digitaler Vermögenswerte fast in Echtzeit und zu sehr niedrigen Gebühren oder kostenlos zu ermöglichen. Es könnten aber auch reibungslose grenzüberschreitende Zahlungen und Abwicklungen über öffentliche Blockchains sein oder die Krypto-Abwicklungsfähigkeit/Liquiditätsfähigkeit der bestehenden Zahlungsinfrastruktur, um die wachsende Nachfrage nach Onlinekäufen mit Kryptowährungen zu decken.
Die Kreditvergabe ist eine weitere Möglichkeit, wie Banken ihr Angebot auf den Kryptobereich ausweiten können. Hier droht allerdings ein harter Wettbewerb mit den Anbietern von Kryptoservices, die bereits vorhandene Kreditvergaberahmen für Krypto nutzen, allerdings von keiner Bankenaufsicht reguliert werden, sodass sie gegenüber den traditionellen Banken im Vorteil sind.
Darüber hinaus können Banken als eigenständiges Angebot auch Verwahrleistungen für Kryptowährungen anbieten. Darauf gehen wir im folgenden Abschnitt näher ein.
Im Juli 2020 veröffentlichte das Office of the Comptroller of the Currency («OCC») eine Richtlinie, der zufolge nationale Banken im Auftrag von Kunden Verwahrleistungen für Kryptowährungen erbringen dürfen, darunter auch das Verwalten der eindeutigen kryptographischen Schlüssel, die mit der Kryptowährung verbunden sind.6 Diese Dienstleistungen sind von grundlegender Bedeutung, um die Bedürfnisse der verschiedenen Stakeholder am Markt zu erfüllen, die Kryptoservices erhalten möchten. So können neue geschäftliche Chancen an einem Markt mit reichlich Wachstumspotenzial genutzt werden.7
Es gibt eine breit gefasste Palette von Verwahrmodellen für Kryptowährungen. Diese reichen von vollständig verwalteten Leistungen für Institute bis hin zu Digital-Wallet-Leistungen für Privatanleger oder auch einfachen Speicher- und Schutzleistungen. Das Angebot sollte also mit der Gesamtstrategie der Bank oder des Finanzinstituts abgestimmt sein. Das Erbringen von Kryptoverwahrleistungen ist für die Banken nicht nur ein Einstiegspunkt in die Welt der Kryptowährungen. Sie profitieren davon auch in den folgenden Bereichen:
«Die wachsende Nachfrage der Kund:innen nach digitalen Vermögenswerten, die Reife fortschrittlicher Lösungen sowie die grössere regulatorische Klarheit bieten uns eine gewaltige Gelegenheit zur Ausweitung unseres aktuellen Leistungsangebots in diesen neu aufkommenden Bereich.» So kündigte Anfang 2021 eine globale Bank ihre Pläne an, die erste herkömmliche Bank werden zu wollen, die integrierte Leistungen für digitale Vermögenswerte erbringt. Ein Jahr später hat diese Bank ihren Partner für die Blockchain-Technologie gewählt und bereitet sich auf die Markteinführung einer neuen Verwahrplattform vor. Diese wird es Kunden ermöglichen, die populärsten Kryptowährungen der Welt in der Wallet der Bank zu halten. Diese Dienstleistung soll die Kompatibilität zwischen traditionellen und digitalen Vermögenswerten ermöglichen.
Wie bei jeder Innovation, neuen Technologie oder neuen Arbeitsweise sind zahlreiche Faktoren zu beachten. Im Folgenden beschreiben wir einige der externen und internen Faktoren, die unserer Ansicht nach auf Ihrer Entwicklung hin zu einer Kryptobank eine Rolle spielen werden:
1 crypto.com. (19 January 2022). 2021 Crypto Market Sizing Report & 2022 Forecast.
2 Livni, E., & Lipton, E. (5 September 2021). The New York Times. Crypto Banking and Decentralized Finance, Explained.
3 OCC. (22 July 2020). Office of the Comptroller of the Currency.
4 PwC. (2019). The New FATF Rules for Crypto Exchanges and Custodians.
5 PwC. (2021). Crypto Custody.
6 PwC. (2022). Crypto Center.
7 tripleA. (2022). Cryptocurrency across the world.
Partner, Financial Services Market Lead, PwC Switzerland
Tel.: +41 58 792 25 19
Mark Hussey
Director, Blockchain, DLT and Token Business Advisory Lead, PwC Switzerland
Tel.: +41 79 549 0759
Director, Blockchain Expert Advisory, PwC Switzerland
Tel.: +41 58 792 26 21
Director, Business, Regulatory and Digital Asset Transformations, PwC Switzerland
Tel.: +41 79 238 62 78