Effizienz von Blaulichtorganisationen: mit Daten auf die Überholspur

Philipp Roth Lead Partner, Government & Public Sector, PwC Switzerland 18/07/23

90 Prozent weniger manuelle Arbeiten – das ist nur einer der Vorteile einer interaktiven, im Feld einsetzbaren Datenplattform für Geschwindigkeitsmessungen. Das folgende Praxisbeispiel zeigt auf, wie ein kantonales Verkehrskontrollteam mit einer intelligenten Datennutzung nicht nur fast den gesamten händischen Aufwand eliminiert und seine Fehlerquote auf null reduziert hat, sondern auch flexibel auf Anfragen der Bevölkerung reagiert und die Verkehrssicherheit gezielt erhöht.

Öffentliche Verwaltungen müssen den sich rasant beschleunigenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen begegnen. Gleichzeitig geraten ihre Effizienz und ihre Arbeitsweisen unter Druck, da es der öffentlichen Hand in vielen Branchen an Fachkräften mangelt. Um diese enorme Aufgabe zu meistern, müssen Behörden die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung zentralisieren und sich zu datengetriebenen Organisationen wandeln. Dabei spielen das Konsolidieren und das Nutzen von Daten eine Schlüsselrolle. Wie beides gelingt, zeigt das nachfolgende Praxisbeispiel, das wir aus Diskretionsgründen anonymisiert haben. 

Eine kantonale Behörde hat ihr Datenpotenzial erkannt und uns mit einer gemeinsamen Initiative beauftragt, um ihre Blaulichtorganisationen – allen voran die kantonale Polizei – auf das Thema Daten zu sensibilisieren und deren Beitrag für die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung ins Bewusstsein zu rücken. 

Schneller reagieren, gezielter planen

Als Startschuss für die erfolgreiche Kooperation mit den Zuständigen für Geschwindigkeitskontrollen haben wir unseren Auftraggebenden ein Team aus Datenintegrations- und Analyseexpert:innen zur Seite gestellt. In nur wenigen Wochen haben wir als Erstes sämtliche Messungen, die aus mobilen und semi-mobilen Radargeräten, Verkehrszählgeräten und LED-Geschwindigkeitsanzeigen in Form von flachen Dateien über drei Anwendungen verteilt entstanden sind, in einer Datenquelle zusammengeführt. Um die zeitraubende manuelle Datenübertragung zu ersetzen, haben wir einen automatisierten Arbeitsablauf konzipiert. 

Auf dieser Basis entstand anschliessend eine interaktive Plattform, die sämtliche Messungen auf einen Blick visualisiert und das Team anhand ereignisbedingter Regeln – etwa mehr Geschwindigkeitsübertretungen – aktiv dabei unterstützt, laufende und abgeschlossene Geschwindigkeitsmessungen zu analysieren und zukünftige Standorte situationsbedingt zu planen. Heute profitiert das Team von einer vollautomatisierten End-to-End-Datenpipeline, die sich mit beliebiger Frequenz aktualisieren lässt.

Die Leiterin des kantonalen Teams für Geschwindigkeitsübertretungen kommentiert das neue Planungstool wie folgt: «Mit unserer neuen Lösung können wir sämtliche Geschwindigkeitsübertretungen auf einen Blick erkennen und situativ reagieren. Der neue Datenverarbeitungsprozess erspart uns fast die gesamte manuelle Arbeit für die Übertragung von Daten zwischen den verschiedenen Tools, die wir davor eingesetzt haben.»

Mehr als mehr Effizienz

Die gemeinsam entwickelte Lösung erhöht nicht nur wesentlich die Tatkraft und die Wirtschaftlichkeit des Teams, sondern bietet diesem weitere wesentliche Vorteile:

  • Automatisierte Dateneingabe: Unsere Auftraggebenden arbeiteten bisher mit einer redundanten Datenablage in flachen Dateien und mit einem zeitraubenden Vier-Augen-Prinzip. Das neue Tool hat 90 Prozent dieses manuellen Aufwands aufgehoben, die Fehlerquote aus der händischen Datenübertragung auf null reduziert und so die Datenqualität substanziell verbessert.
  • Mehr Transparenz und Verkehrssicherheit: Die neue Lösung konsolidiert sämtliche Geschwindigkeitsmessungen in einer einzigen Datenquelle. Das steigert die Transparenz über die angewandten Messdimensionen und legt gleichzeitig die Basis für die strategische Planung von Kontrollaktivitäten. Solche erhöhen unmittelbar die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden.
  • Benutzerfreundliche Visualisierung: Unsere Lösung ist für die Mitarbeitenden einfach zugänglich und nachvollziehbar. Im engen Dialog mit dem kantonalen Auftraggeberteam haben wir eine operativ nutzbare Benutzeroberfläche entwickelt, die sich flexibel anpassen lässt. Damit ist die Nachhaltigkeit unserer Lösung sichergestellt.
  • Vereinfachte situative Planung: Beim Auftraggeberteam gehen täglich Meldungen von Mitmenschen ein, die sich um die Verkehrssicherheit oder Geschwindigkeitsübertretungen sorgen. Angesichts dieser Aufforderungen und der zahlreichen Messungen, Messmittel und Eigenschaften von Messstandorten ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Deshalb haben wir einfache und transparente Regeln definiert, nach denen das Team unmittelbar die nächsten Messstandorte für präventive Massnahmen und zusätzliche Kontrollen festlegen kann. Die Regeln berücksichtigen die Dringlichkeit der Messung und die Parameter des Messstandorts. Sie werden als grosse Erleichterung wahrgenommen.
  • Hohe Akzeptanz: Die Umsetzung der neuen Plattform basiert auf einer modernen Business-Intelligence-Software und ermöglicht die Nutzung auf einem mobilen Endgerät. Dieses kann das Team direkt auf der Strasse einsetzen. Das trägt zusätzlich dazu bei, dass die Beteiligten die neue Lösung weitestgehend akzeptieren.

Einen genauen Blick wert

Die Anforderungen an den Digitalisierungsgrad und die Bürgernähe von kommunalen, kantonalen und Bundesverwaltungen steigen unaufhaltsam. Dabei bieten ihnen der Umgang mit Daten ein enormes und langfristiges Potenzial für optimierte Prozesse und eine datengetriebene Entscheidungsfindung. Für Behörden mit verwaltenden Funktionen lohnt es sich auf jeden Fall, ihre Effizienz genauer unter die Lupe zu nehmen und klassische Ansätze sowie die Anwendung zukunftsweisender Methoden und intelligenter Technologien zu prüfen.

 

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Philipp Roth

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