Sicherheit in einer vernetzten Welt

Herausforderungen und Handlungsbedarf für die Schweiz

Mit dieser Publikation beleuchten wir die aktuelle Situation und Entwicklung der Sicherheit in der Schweiz. Im Mittelpunkt stehen die Herausforderungen der Cyberkriminalität und die Polizei der Zukunft.

Demografische und gesellschaftliche Veränderungen kombiniert mit dem technologischen Wandel führen zu neuen Formen von Kriminalität. Diese entfalten sich mit Hilfe krimineller Netzwerke über die Landesgrenzen hinweg. Gleichzeitig limitieren enge Budgets die Polizei, diesen Herausforderungen strategisch zu begegnen. Das führt zu einer Lücke zwischen dem, was die Polizei tun kann, und dem, was Kriminelle tun. Weiter kann es zu einem Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Polizei oder in den Staat kommen, was wir langfristig als grössere Gefahr einschätzen.

Allerdings eröffnen neue Technologien der Polizei und den Sicherheitskräften auch neue Möglichkeiten: bessere Vernetzung, kürzere Reaktionswege, einfachere administrative Prozesse oder Prävention von Kriminalität dank Datenanalysen.

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Schlüsselgefahr Cyberkriminalität

Leider ist der traurige Siegeszug der Cyberkriminalität noch lange nicht zu Ende, was international, regional sowie lokal breit statistisch erwiesen ist. Global wird die diesbezügliche potenzielle Schadenentwicklung bis 2021 auf sechs Billionen Dollar (6’000 Mrd. USD) geschätzt. Das ist fast das Zehnfache des Schweizer Bruttoinlandsprodukts und eine Verdopplung des Schadens in einem Zeitraum von zirka fünf Jahren. Mit anderen Worten: Cyberkriminalität ist und bleibt langfristig der lukrativste Sektor der Kriminalität. Hier werden Ermittlungen durch drei Faktoren besonders anspruchsvoll: Erstens sind spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten notwendig, um sich im Cyberspace zurechtzufinden. Zweitens verschmelzen die vier strafrechtlich relevanten Bereiche zu einem diffusen Bild der diesbezüglichen Täterschaft; Zufallstäter, Einzeltäter, organisierte Kriminalität und staatlich gesponserte Kriminalität (z. B. «Trittbrettfahrer» nach einem Ransomware-Angriff). Drittens ist der Grat zwischen rechtlich sicher abgestützten Ermittlungsverfahren und solchen, die das nicht sind, extrem schmal. Aufgrund der quantitativen Macht der Cyberkriminalität fühlen sich sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen oft hilflos und greifen zur «Selbstjustiz» – im Cyber-Jargon «aktive Verteidigung» genannt.

 

 

Dabei versuchen Angegriffene durch forensische Methoden und spezielle Software im Kontext von «Honeypots» die Angreifer zurückzuverfolgen. Damit möchten sie (widerrechtlich) Zugang zu deren Rechnern erlangen, um entweder weitere Abklärungen zu tätigen oder diese Rechner ausser Betrieb zu setzen. In der konventionellen Welt wäre das, wie wenn ein Unternehmen eigene Scharfschützen auf seinen Dächern postierte – und das ohne Waffenschein und ohne behördliche Kontrolle. Es stellt sich die Frage, ob der Staat im global monetär wichtigsten Kriminalitätsmarkt das Gewaltmonopol faktisch aufgeben und an «jedermann» delegieren möchte. Die Antwort ist eindeutig: Nein. Was aber heisst das für die Polizei? Diese muss Erfahrungen aus funktionierenden ausländischen Konzepten nutzen und ihre eigene Ausrichtung definieren. Die Schweiz verfügt teilweise über gute Strukturen, die noch stärker zusammenwirken müssen. Eine schlagkräftige Reaktion auf Cyberbedrohungen wird zu einer der grössten polizeilichen Herausforderungen der nächsten Jahre.

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