Portfolio Manager Insights

Interview mit Oliver Maas (VSV | ASG | SAM)

Skying people
  • 01/03/24

Oliver Maas, Head of Global Activities German-speaking region, Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV)

Oliver Maas repräsentiert den Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) in allen Dienstleistungsbereichen, die in der Deutschschweiz angeboten werden. Er ist Teil des Führungsteams vom VSV und verfügt als erfahrener Experte mit juristischem Hintergrund über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche. Er hat verschiedene Funktionen in Banken innegehabt und war als unabhängiger Berater für Finanzintermediäre tätig.


Bitte erläutern Sie als Vertreter des führenden Verbandes in der Branche für unabhängige Vermögensverwalter Ihre wichtigste Mission, Ihre Rolle, sowie Ihre strategischen Ambitionen zur Vertretung der Interessen Ihrer Mitglieder.

Der Schweizerische Verband für Vermögensverwalter (VSV) besteht seit 1986 und zählt mehr als 2’500 Mitglieder. Er ist der Berufs- und Branchenverband für Vermögensverwalter mit Niederlassungen in der Schweiz.

Der Verband trägt als Interessenvertreter der Branche zur Anerkennung der Vermögensverwaltungsindustrie und zur Umsetzung des Anlegerschutzes bei, indem er sich in die Selbstregulierung und Finanzmarktgesetze einbringt. Gleichzeitig konzentriert er sich als Berufsverband für Wealth Management-Profis darauf, seine Mitglieder in ihrem täglichen Geschäft durch verschiedene Dienstleistungen in den Bereichen Rechtsberatung, Weiterbildung, Lösungen und Interessenvertretung zu unterstützen und so deren andauernden Erfolg zu gewährleisten.

Welche Vorteile hat das Ende der Übergangsphase Ende Dezember 2022 gebracht, wenn man die Zeit vor und nach der Lizenzierungspflicht vergleicht?

Langfristig werden die neuen Vorschriften die Wealth-Management-Dienstleistungen im Finanzsektor stimulieren und ein solides Framework für die Weiterentwicklung bestehender Geschäfte bieten und sogar neue Möglichkeiten schaffen.

Das Schweizer Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) und das Bundesgesetz über Finanzinstitute (FINIG) erhöhen den Anlegerschutz und die Rechtssicherheit und schaffen einen fairen Wettbewerb für Anbieter vergleichbarer Finanzdienstleistungen. Darüber hinaus wird die Vermögensverwaltungsbranche durch diese Gesetzgebung mehr Anerkennung sowohl in der Schweiz als auch international erfahren.

Vermögensverwalter haben nach dem Lizenzierungsprozess ihre Geschäftsmodelle und Strategien überprüft, was sich potenziell positiv auf Nachfolgelösungen sowohl für die Vermögensverwalter selbst als auch für ihre Kunden auswirkt. Indem sie erfolgreich neue regulatorische Hürden überwunden haben, konnten sie ihrem gewählten Geschäftsmodell auch einen gewissen Schutz bieten.

Die unabhängige Vermögensverwaltungsbranche ist eine treibende Kraft der schweizerischen Finanzdienstleistungsindustrie und verfügt über ein von PwC geschätztes verwaltetes Vermögen (AuM) von über 400 Mrd. CHF. Wie sehen Sie das zukünftige Wachstumspotenzial der Branche in Bezug auf deren Grösse? Und wen sehen Sie als Haupttreiber dieses Wachstums (z. B. die anhaltende Attraktivität der Schweiz als international anerkannte Marke für Vermögensverwaltung usw.)?

Ich gehe davon aus, dass der Anteil der vom VSV vertretenen Branchenteilnehmer am verwalteten Vermögen des Wealth Management-Marktes in der Schweiz stabil bleiben wird, entsprechend einer prognostizierten jährlichen Wachstumsrate von 1,33%1 für die gesamte schweizerische Wealth Management-Branche.

Es müssen neben den Stärken der Schweiz wie finanzielle und politische Stabilität, die Qualität der Infrastruktur und hochqualifizierte Arbeitskräfte noch zusätzliche Faktoren berücksichtigt werden. Zukünftige Wachstumstreiber werden die Fähigkeit sein, positive Portfolioergebnisse in einem herausfordernden Markt zu erzielen, erfolgreiche Vermögensübertragungen über Generationen hinweg zu gewährleisten, den sich verändernden Kundenanforderungen gerecht zu werden, sich an neue Technologien anzupassen und sich mit Skalierung gegen steigende Kosten zu verteidigen.

Aus meiner Sicht hat unsere Branche im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen, indem sie sich an veränderte Marktbedingungen und sich entwickelnde Anforderungen von Kunden und Regulierungsbehörden angepasst hat. Das stimmt mich hinsichtlich des zukünftigen Wachstums der Vermögensverwaltungsbranche sehr zuversichtlich, sogar über die zuvor erwähnte Prognose hinaus.

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Die FINMA veröffentlichte im August 2023 ein Median-AuM von 61 Mio. CHF2 . Sie teilten den Mitgliedern des VSV mit, dass Ihre eigene Zahl dazu ungefähr 100 Mio. CHF beträgt. Glauben Sie, dass es eine Mindest-AuM-Schwelle für Portfolio Manager gibt, um angesichts der FINMA-Regulierungsvorschriften und der damit verbundenen steigenden Kosten wettbewerbsfähig zu bleiben? Was erwarten Sie hinsichtlich der Entwicklung des regulatorischen Umfelds?

Aus unserer Sicht hat die FINMA zuerst hauptsächlich kleineren Wealth Managern eine Lizenz ausgestellt. Die Lizenzierung grösserer Unternehmen steht weitgehend aus und wird den Median von 61 Mio. CHF näher an die Marke von 100 Mio. CHF bewegen.

Hauptindikatoren für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens sind das verwaltete Vermögen (AuM), die Rentabilität und das inhärente Risiko des Geschäftsmodells, wobei höhere Risiken mit höheren Kosten für die Überwachung einhergehen.

Die durch eine verstärkte Überwachung durch die FINMA, AO und Wirtschaftsprüfer verursachten durchschnittlichen Kostensteigerungen können prozentual betrachtet erheblich sein, bleiben in absoluten Zahlen betrachtet jedoch beherrschbar, selbst für Portfolio Manager mit AuM unter dem Median von 100 Mio. CHF.

Angesichts der regulatorischen Anforderungen ist es möglich, dass sich das regulatorische Umfeld weiterentwickelt, um angemessen auf die Dynamik der Branche zu reagieren und den Schutz der Anleger zu gewährleisten. Dies könnte zusätzliche Anforderungen und Anpassungen an die Geschäftspraktiken mit sich bringen. Es ist ratsam, sich kontinuierlich über Änderungen in den Regulierungsvorschriften und deren Auswirkungen auf das Geschäftsumfeld auf dem Laufenden zu halten und sich entsprechend anzupassen.

«Langfristig werden die neuen Regulatorien die Vermögensverwaltungsdienstleistungen des Finanzsektors stimulieren und neue Chancen schaffen.»

Oliver Maas, Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV)

Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Erfolgsfaktoren für das Geschäftsmodell des Portfolio Managers bezogen auf Serviceangebot und Organisationsstruktur? Wo sehen Sie die Entwicklung der Branche in Bezug auf Chancen (zum Beispiel neue Marktteilnehmer wie Robo-Advisors, Fintechs usw.)?

Neben den von mir bereits oben genannten allgemeinen Erfolgsfaktoren für die Branche sind die entscheidenden Treiber für den Erfolg eines Portfolio Managers ein klares Geschäftsmodell, das sich in der Art und Auswahl der Dienstleistungen, die Kunden angeboten werden, differenziert, die Einhaltung regulatorischer Anforderungen sowie Effizienz in betrieblichen und Compliance-Prozessen. Die Nutzung neuer Technologien scheint mir eine grosse Chance zu sein, um solche Erfolgsfaktoren zu ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, sich entwickelnde Chancen in der Branche zu beobachten. Zum Beispiel könnten neue Marktteilnehmer wie Robo-Advisors oder Fintechs neue Möglichkeiten bieten, die Art und Weise zu verändern, wie Finanzdienstleistungen angeboten und genutzt werden. Dadurch bietet sich Raum für Innovation und neue Geschäftsmodelle. Es liegt an den Portfolio Managern, diese Chancen zu erkennen, sie in ihre Geschäftsstrategie einzubeziehen und sich gegebenenfalls anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Wettbewerbskräfte und des Ökosystems zwischen unabhängigen Vermögensverwaltern und dem Private Banking?

Seit Jahren gibt es eine profitable und respektvolle Koexistenz zwischen Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern. Trotz des Wettbewerbs um Kundenservices gibt es zahllose Bereiche (Forschung, Produkte, Kredite usw.) für eine Zusammenarbeit, die, zusätzlich zum Depotgeschäft, darauf abzielt, den Kunden bestmöglichen Service zu bieten. In den kommenden Jahren, und mit der Umsetzung verschiedener Initiativen wie Open Finance, wird diese Zusammenarbeit weiter an Bedeutung gewinnen. Mit der Unterstützung der in der Schweiz fest verankerten Fintech-Branche wird die Interaktion zwischen Kunden, Banken und Beratern intensiver und die Rollen immer stärker betont. Der Schlüssel liegt darin, Doppelungen zu vermeiden und die Standardisierung zu erhöhen.

Was sind derzeit die drei wichtigsten Herausforderungen für die Branche?

Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es die drei wichtigsten sind, steht die Branche definitiv drei zentralen Herausforderungen gegenüber:

  • Erzielen einer positiven Investment Performance bei einem sehr anspruchsvollen Marktumfeld.
  • Automatisierung und Standardisierung von Prozessen auf Grundlage gemeinsamer Branchenstandards;
  • Vernünftige Implementierung von Technologien, einschliesslich KI und Blockchain, um sowohl die Qualität als auch die Effizienz von Dienstleistungen zu steigern.

1 Statista (2023). Wealth Management – Switzerland. Abgerufen von https://www.statista.com

2 FINMA (2023). FINMA Guidance 03/2023: Status of the licensing process for portfolio managers and trustees. Abgerufen von https://www.finma.ch

Portfolio manager industry: 360° market view*

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