M&A-Aktivitäten im Transport- und Logistiksektor nehmen wieder an Fahrt auf

Gabriele D'Achille Director, Consulting and Head of Transportation and Logistics, PwC Switzerland

Die M&A-Tätigkeit im Transport- und Logistiksektor erholt sich wieder gegenüber dem Vorjahr. Dies geht aus unserer globalen PwC-Studie zu den weltweiten Fusionen und Übernahmen im ersten Halbjahr 2019 hervor. Auch in der Schweiz wurden grössere Akquisitionen getätigt und weitere sind zu erwarten.
Weltweit 23 Prozent mehr Fusionen und Übernahmen als im 2. Halbjahr 2018 

Im Jahr 2019 blasen die Unternehmen zur Aufholjagd, was Fusionen und Übernahmen in der Transport- und Logistikbranche angeht. Insgesamt wurden von Januar bis Juni 123 Deals angekündigt. Das sind 23 Transaktionen mehr als im besonders schwachen zweiten Halbjahr 2018. Auch der Gesamtwert der Transaktionen hat sich im Vergleich zum 2. Halbjahr 2018 von 41,6 auf 63,4 Milliarden USD deutlich verbessert und erreicht den Durchschnittswert der letzten fünf Jahre.

Und dies trotz zahlreicher Unsicherheiten. So konnten der Handelskonflikt zwischen China und den USA, die Spannungen im Verhältnis zum Iran und zur Türkei, der nahende Brexit und auch steigende Zölle die Aktivitäten nicht bremsen.

Die rege Deal-Aktivität in der Transport- und Logistikbranche im Vergleich zu anderen Industrien ist zum einen dadurch bedingt, dass die Branche in Zeiten des Onlinehandels an strategischer Bedeutung gewinnt. Zum anderen wappnen sich Investoren durch Käufe von Infrastruktur-Assets mit stabilen, wenn auch moderaten Renditen für unsichere Zeiten.

Der Schweizer Markt wird durch den potentiellen Mega-Deal von Panalpina geprägt

Im europäischen bzw. Schweizer Transport- & Logistiksektor wird es aller vorraussicht nach zur bedeutungsvollsten Konsolidierung unter den Dienstleistern kommen, nämlich der Fusion von DVS und Panalpina über einen Aktientausch (public exchange) an alle Aktionäre von Panalpina. Mit einem Transaktionswert von rund 4,6 Milliarden CHF wäre dieser Mega-Deal eine der grössten und wichtigsten Transaktionen im europäischen Transport- & Logistiksektor und der grösste, der in der Schweiz in den letzten Jahren über die Bühne ging. Mit der Transaktion wird DVS nicht nur seinen Angebot-Mix stärker in Richtung Luftfrachtspedition ausrichten, sondern sich als weltweit zweitgrösster Luftfrachtspediteur hinter DHL etablieren.

Mehr Dynamik im Schweizer Transport- und Logistiksektor

Der Konsolidierungsdruck in der Branche nimmt weiter zu. Neben der vorraussichtlichen Panalpina-Akquisition kam es zudem doch noch zum Verkauf des Zuger Logistikers CEVA an die französische Reederei CMA CGM. Noch Ende vergangenen Jahres hatte DVS versucht, die Zuger zu übernehmen, scheiterte allerdings an dem damaligen Grossaktionär CMA CGM, der seine Beteiligung auf über 33% erhöhte und über ein Pflichtangebot nahezu 100% der Aktien übernahm. Die Eigenständigkeit des Zuger Logistikers CEVA, welcher mit ca. 1,6 Milliarden CHF bewertet wird, soll allerdings auch in Zukunft gewahrt bleiben.

Ausblick 2. Jahreshälfte 2019: M&A-Aktivitäten rollen weiter

Aufgrund dieser Lebenszeichen im ersten Halbjahr darf man annehmen, dass der globale und schweizerische M&A-Markt die Talsohle des sehr schwachen Jahres 2018 durchschritten hat und einem besseren Gesamtjahr 2019 entgegenschreitet, auch wenn das Rekordjahr 2017 unerreicht bleiben dürfte. Targets im Infrastrukturbereich sowie Unternehmen mit Bezug zum Onlinehandel wie Lagerhäuser oder Kurier-, Express- und Paketdienste sind dabei weiterhin attraktive Übernahmekandidaten.

Im Jahr 2019 ist weltweit mit einer Stärkung des M&A-Marktes zu rechnen, derweil die Handelskonflikte ihre Spuren hinterlassen dürften. Auch in der Schweiz werden erwartungsgemäss wieder mehr Transaktionen getätigt. So tritt Kühne + Nagel immer wieder mit kleineren Akquisitionen vor allem im europäischen Ausland in Erscheinung. Des Weiteren dürfte der weitere Verlauf der Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der EU Einfluss auf das Wirtschaftswachstum der Schweiz und somit auf die Logistikbranche haben.

Insgesamt stellt sich die Frage, wie lange die Dynamik bei den M&A-Aktivitäten anhält. Dies hängt davon ab, wie sich die politischen Rahmenbedingungen entwickeln: Wenn sich auch in der zweiten Jahreshälfte 2019 keine Lösungen für Handelskonflikte und politische Unsicherheiten abzeichnen, könnten die Käufer wieder risikoscheuer werden, was die M&A-Aktivitäten negativ beeinflussen würde.

 

Key Takeaways

Während in Europa und China die Deal-Aktivitäten einbrechen, bleibt die USA trotz Handelskrieg stabil und Südamerika hat bereits jetzt so viele Deals wie im Gesamtjahr 2018. Ziele im Bereich Infrastruktur, wie auch Logistik und Trucking bleiben attraktiv. Es hat sich gezeigt, dass mit Panalpina auch Schweizer Unternehmen in den Fokus rücken können.

Aber auch andere Akteure wie SBB Cargo und zahlreiche mittelgrosse Transport- und Logistikanbieter sind für den Markt weiterhin interessant.

Die M&A-Aktivitäten im Bereich Transport und Logistik bieten einen verhalten optimistischen Ausblick für das zweite Halbjahr.

 

 

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