Die Zukunft ist digital. Darum müssen es über kurz oder lang auch die Fähigkeiten der Mitarbeitenden sein. Das haben CEOs weltweit und in der Schweiz erkannt. So rückt Upskilling auf der Agenda der CEOs nach oben. In der Schweiz sollte die Führungsetage diesbezüglich vor allem eines: umdenken.
Wir CEOs müssen Tag für Tag entscheiden. Dazu nehmen wir gerne eine Vogelperspektive ein, um die Dinge in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu verstehen. Genau diese Perspektive haben wir in unserer globalen Studie «23rd Annual CEO Survey» eingefangen.
Von der Neben- zur Chefsache
Mir persönlich ist das Thema Upskilling - einer der Studienschwerpunkte - ein besonderes Anliegen. Denn die richtigen (digitalen) Kompetenzen sichern Innovation und Wachstum und damit die Zukunft eines Unternehmens. 69% meiner Schweizer Kolleginnen und Kollegen sind dementsprechend etwas oder extrem besorgt über den Mangel an Kernkompetenzen. Sie setzen diesen auf Platz 4 der grössten Bedrohungen für die Wachstumsperspektiven ihres Unternehmens, gleich hinter Überregulierung, Handelskonflikten und Gefahren aus dem Cyberspace.
Zu Recht erachten Schweizer CEOs die Weiterbildung der Belegschaft als Schlüsselkomponente einer gesunden Unternehmensentwicklung. Denn vom Upskilling profitieren durch mehr Innovationskraft und höhere Produktivität nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Betroffenen selbst, die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes.
Die meisten CEOs aus der Schweiz haben ein Upskillingprogramm initiiert oder im Aufbau. Allerdings kommt die Umsetzung hierzulande langsamer voran als weltweit. Nur jedes zehnte Unternehmen kann in der Schweiz erhebliche Fortschritte ausweisen. Die meisten Schweizer Entscheidungsträger sehen die grösste Herausforderung in der Definition zukünftiger Rollen und benötigter Kernkompetenzen für die Zukunft. Es folgen Motivation und Anreize gleichauf mit der Allokation von finanziellen Mitteln, Manpower, Zeit und Fachwissen.
«Upskilling bringt mehr Innovationskraft und höhere Produktivität. Und es profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Betroffenen selbst, die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes».
Funktion und Intuition kombinieren
Das Unternehmen technologisch am Puls der Zeit zu halten, ist heute Standard. Das digitale Können seiner Leute zu schärfen hingegen noch nicht so sehr. Doch wird es zunehmend zu einer Frage des Überlebens: Es braucht den technologischen Fortschritt genauso wie die Qualifizierung des Menschen. Mag der Computer auch noch so intelligent sein, ihm fehlen menschliche Denkleistung und Urteilsvermögen. Letztlich kann ein Anwender nur dann Prozesse schneller abwickeln, Daten besser interpretieren, Kontrollen gezielter durchführen, Risiken richtig einschätzen, Optimierungspotenzial herausschälen und aus Erkenntnissen einen Informationsmehrwert schaffen, wenn er die neuen Technologien dazu versteht und fachgemäss einsetzt.
Mit dem Blick fürs grosse Ganze
CEOs weltweit messen dem Thema Upskilling dieselbe Wichtigkeit und Dringlichkeit bei wie ihre Schweizer Pendants. Auch stehen die meisten globalen CEOs den Auswirkungen der Technologie auf ihre tägliche Arbeit positiv gegenüber.
Unsere Studie bringt allerdings eine grosse allgemeine Unsicherheit hinsichtlich der unternehmenseigenen Entwicklung zutage. Dabei zeigt sich eine klare Korrelation zwischen Vertrauen in den Unternehmenserfolg und Fortschritten beim Upskilling: 34% der globalen CEOs mit ausgereiftem Upskillingprogramm prognostizieren eine Verbesserung des Weltwirtschaftswachstums in den nächsten zwölf Monaten. Bei jenen Studienteilnehmenden, deren Upskillingprogramm noch in den Kinderschuhen steckt, sind nur 15% gleichermassen optimistisch. Dazu Bob Moritz, unser Global Chairman: «Langfristig muss jedes Unternehmen in irgendeiner Form Upskilling betreiben.»
«Statt sich vor dem Mangel an Kernkompetenzen zu fürchten, sollten CEO’s die für die Zukunft relevanten Kompetenzen aus den eigenen Reihen entwickeln».
In zehn Jahren ist jeder dritte Job anders
Neue Technologien verändern die Berufsbilder und Arbeitsplätze in einem atemberaubenden Tempo. Saadia Zahidi, Geschäftsführerin des Weltwirtschaftsforums, geht davon aus, dass die wichtigen Volkswirtschaften in den kommenden zwei Jahren 133 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen werden, um den Anforderungen der Ära 4.0 gerecht zu werden. Nach einer Schätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wird sich eine Milliarde Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern, also fast ein Drittel aller Jobs weltweit. Mit anderen Worten: In den nächsten zehn Jahren müssen wir rund um den Globus über eine Milliarde Menschen neu qualifizieren. Zahidi postuliert zu Recht: «Wir brauchen eine weltweite Reskilling-Revolution!»
Um nachhaltig erfolgreich zu bleiben, ist in den Unternehmen nicht nur hochtechnologisches oder wissenschaftliches Können gefragt. Die Forderung nach neuen Arbeitsformen wächst. Diese sollen unternehmensübergreifende Interaktion fördern, um neue Kollaborationsformen entstehen zu lassen und Kreativität und Innovation ermöglichen. Das bedingt eine starke Führung und die Übersetzung von Feedback in messbare Veränderungen. Mitarbeitende vertrauen Führungskräften, die ihnen den Weg in die Zukunft weisen. Dazu müssen wir mutig vorangehen. Und wir sollten verstehen, in welche Richtung sich unsere Mitarbeitenden weiterentwickeln wollen, was sie motiviert und wie wir sie dazu befähigen können.
Fazit
Die gezielte Weiterentwicklung von personellen Fähigkeiten gehört zu den Wachstums- und Erfolgstreibern von Wirtschaft und Gesellschaft. Um den komplexen Anforderungen der neuen Welt gerecht zu werden, sind digitale Fähigkeiten und Softskills gefragt. Nicht umsonst pflegen erfolgreiche Unternehmen starke Werte und setzen auf fachliche und soziale Diversität.
Aus eigener Erfahrung möchte ich meinen Schweizer Kolleginnen und Kollegen das Thema Upskilling als dringliche Pendenz ans Herz legen. Statt sich vor dem Mangel an Kernkompetenzen zu fürchten, sollten sie die Weiterbildung in elementaren digitalen Wissensgebieten fördern und für die Zukunft relevante Kompetenzen aus den eigenen Reihen entwickeln. Dazu gilt es, eine konstruktive Feedbackkultur und lebenslanges Lernen zu etablieren. Denn die Zukunft wird digital sein – doch dem Menschen gehören, nicht der Maschine.