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Benjamin Rutz
Director, Business Restructuring Services
PwC Schweiz
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Die COVID-19-Krise hat tiefe Spuren in der Working Capital Performance von Unternehmen unterschiedlicher Branchen hinterlassen. Während die Umsätze von Unternehmen aus der DACH-Region und den Benelux-Ländern im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 16 Prozent einbrachen, ging das im Unternehmen gebundene Kapital in diesem Zeitraum nur um 5 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg die Kapitalbindungsdauer um 8 Tage an – auf 60 Tage.
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich auf Cash und Working Capital Management zu konzentrieren. Wer es versäumt, dieses Thema zu priorisieren, lässt die Chance ungenutzt, operative Working Capital Verbesserungen als wesentliche Werttreiber zu nutzen.“
Die Pandemie hat signifikante Auswirkungen auf Umsatz, Working Capital und Kapitalbindungsdauer: So sind die Umsätze der analysierten Unternehmen zwischen dem zweiten Quartal in 2019 und dem zweiten Quartal in 2020 um 16 Prozent zurückgegangen. Das im Unternehmen gebundene Kapital ist im gleichen Zeitraum jedoch nur um rund 5 Prozent gesunken – von 518 Milliarden Euro im zweiten Quartal von 2019 auf 494 Milliarden Euro im zweiten Quartal von 2020. Gleichzeitig ist die Kapitalbindungsdauer signifikant gestiegen – um 8 Tage (von 52 auf 60 Tage).
Auch auf weitere Kennzahlen des Working Capital Managements hat sich die COVID-19-Krise spürbar ausgewirkt. Am stärksten ist der Effekt bei der Bestandsreichweite: Der Zeitraum zwischen Wareneingang und Entnahme (Days Inventory On-Hand, DIO) ist um rund 9 Tage gestiegen und lag im 2. Quartal 2020 bei 81 Tagen. Der Grund: In vielen Branchen lag die Nachfrage unter dem erwarteten Niveau. Die Folge: Hohe Lagerbestände.
Auch die Zahlungsmoral hat sich im Zuge der Krise verschlechtert: So stieg die Forderungsreichweite (Days Sales Outstanding, DSO), also die Spanne zwischen Bestelldatum und Zahlungseingang, zwischen dem zweiten Quartal in 2019 und dem zweiten Quartal in 2020 um 4 Tage und lag bei rund 53 Tagen. Analog dazu ist auch die Reichweite der kurzfristigen Verbindlichkeiten (Days Payables Outstanding, DPO), also die Periode zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung, in diesem Zeitraum um 5,5 Tage gestiegen – und liegt im Schnitt bei knapp 74 Tagen.
Die Auswirkungen der Pandemie auf das Working Capital Management der Unternehmen variieren dabei stark nach Branche: In 16 von 20 untersuchten Industrien hat sich der Cash Conversion Cycle, also die Geldumschlagsdauer, verschlechtert. Besonders schwach schneiden die Raumfahrt-, Verteidigungs- und Sicherheitsbranche sowie Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber ab. Andere Sektoren, etwa die Medien- und Unterhaltungsbranche oder die Lebensmittelindustrie, deren Umsätze sich positiv entwickelt haben, verzeichneten nur leichte Verschiebungen beim Net Working Capital.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden in absehbarer Zukunft schwierig bleiben. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, sich jetzt auf Liquidität zu fokussieren und das Working Capital Management zu optimieren. Dafür sprechen fünf Gründe:
Für die Optimierung des Cash Conversion Cycles in Krisenzeiten empfehlen die PwC-Expert:innen ein Vorgehen in vier Schritten:
Im ersten Schritt geht es darum, die Auswirkungen der Krise auf das Net Working Capital zu verstehen und die Kontinuität des Business sicherzustellen. Zudem müssen Unternehmen Cash-Forecasts für die kurzfristige Perspektive erstellen und die Stakeholder einbinden.
Im zweiten Schritt liegt der Fokus darauf, die Liquidität zu sichern und die Auswirkungen auf die Lieferketten zu managen. Die kurzfristigen Zahlungsverträge rücken in den Fokus. Die Bemühungen, Forderungen einzutreiben, werden verstärkt.
Jetzt geht es darum, das Working-Capital-Profil der Zukunft zu gestalten und sicherzustellen, dass die operativen Prozesse auf die individuellen Anforderungen zugeschnitten sind. Dazu gehört es, die notwendige Infrastruktur und die Kontrollen zu implementieren und für Kontinuität in den Lieferketten zu sorgen.
Im vierten Schritt steht im Mittelpunkt, schnelle Einsichten zu generieren und in einer sich rasant verändernden Geschäftsumgebung zu handeln. Der Fokus liegt darauf, mit Informationen in Echtzeit zu arbeiten und Veränderungen nachzuhalten.
„Digitale Technologien helfen, das Working Capital Management resilienter und anpassungsfähiger zu gestalten. Sie sorgen für Transparenz und helfen so, Abhängigkeiten und Potenziale zu erkennen.“
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, für die PwC das Working Capital Management von 658 Unternehmen aus der DACH- und Benelux-Region analysiert hat.
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Roland Schegg
Director, Leiter Consulting Familienunternehmen & KMU, PwC Switzerland
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