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Michalis Louca
Director, Transfer Pricing and Value Chain Transformation, PwC Switzerland
Agoston Lorincz
Senior Manager, Transfer Pricing and Value Chain Transformation, PwC Switzerland
Multinationale Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie bei der Verrechnung konzerninterner Finanztransaktionen Marktschwankungen berücksichtigen, da sie andernfalls ein hohes Verrechnungspreisrisiko eingehen. Angesichts des steilen Anstiegs der Zinssätze in den letzten zwölf Monaten ist es für Unternehmen nun an der Zeit, ihre Politik zu überprüfen und zu aktualisieren.
Die USA und die EU verzeichneten 2022 eine Inflation auf Rekordhöhe, was auf schwankende Energiepreise, eine kräftige Konsumnachfrage nach der Covid-Pandemie und Engpässe in der Lieferkette zurückzuführen ist. Weltweit reagierten die Zentralbanken auf die Teuerung mit Zinserhöhungen. Nach einem jahrelangen Tief wurden die Zinssätze in den letzten Monaten wieder angehoben. Anfang Februar 2023 lag der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank bei 3,0 %, der Leitzins der US-Notenbank bei 4,75 % und der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank bei 1,0 %. Diese Erhöhungen waren jedoch bloss der Beginn. Bald darauf stiegen die Zinssätze am Markt für Unternehmenskredite und erhöhten den Druck auf Verrechnungspreise multinationaler Konzerne und Zinssätze für konzerninterne Finanztransaktionen.
Verbundene Unternehmen, die untereinander Finanzierungen oder andere Geschäfte abschliessen, müssen Steuern zahlen, als wären sie unabhängige Unternehmen. Folglich müssen ihre Finanztransaktionen mit verbundenen Unternehmen und Personen so strukturiert und verrechnet werden, dass sie dem Fremdvergleich standhalten. Diese Anforderung gilt nicht nur für kurz- und langfristige Kredite, sondern auch für Cash-Pooling, Hedging und Garantien. Diese Anforderungen bestehen zwar schon seit einigen Jahren, aber seit der Einführung eines eigenen Kapitels über Finanztransaktionen in den jüngsten Verrechnungspreisleitsätzen der OECD werden konzerninterne Finanztransaktionen nun noch strenger unter die Lupe genommen. Diese Leitsätze konzentrieren die Aufmerksamkeit der Steuerbehörden darauf, wie Verrechnungspreise von Finanztransaktionen zu überprüfen sind.
Verschiedene Faktoren bestimmen die Verrechnungspreise für konzerninterne Kredite. Die Zinssätze oder Margen hängen von Sektor und Währung ab. 2022 konnten wir eine stetige Erhöhung der Zinssätze beobachten. In einigen Fällen fiel der Anstieg höher aus als in anderen – aber in beinahe allen Bereichen war er 2022 sehr deutlich.
1-jährige USD-Kredite für Industrieunternehmen mit Investment Grade (A) rentierten beispielsweise Anfang letzten Jahres 0,62 %, Ende Dezember waren es 4,75 %. Im gleichen Zeitraum stiegen Renditen für Industrieanleihen mit B-Rating in USD von 2,21 % auf 6,42 % für 1-jährige Kredite und von 3,79 % auf 7,51 % für 5-jährige Kredite.
Grapfik 1: Industrierenditen in USD im Zeitraum 1. Januar bis 31. Dezember 2022 (Quelle: MSCI Inc.)
Der Markt verändert sich schnell, während Unternehmen länger brauchen, um sich anzupassen. Für den Fremdvergleich ist es wichtig, dass die Bedingungen für konzerninterne Transaktionen den Geschäften mit Dritten und den Marktpreisen entsprechen. Dementsprechend müssen neue Kredite zu aktuellen Marktsätzen verrechnet werden. Bestehende Kredite sind unter Umständen zu aktualisieren (oder sogar zu refinanzieren), um dem Fremdvergleichsgrundsatz zu entsprechen. Wird nicht auf das neue Marktumfeld reagiert, können Transaktionen abgeschlossen werden, die nicht dem Fremdvergleich standhalten, was wiederum negative Folgen wie langwierige Prüfungen, Steuernachzahlungen und sogar Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen könnte. Darüber hinaus können andere Aspekte der Finanztransaktionen betroffen sein, etwa die Höhe der Schulden und die Kreditbedingungen.
Wenn es um konzerninterne Finanztransaktionen geht, müssen multinationale Unternehmen strategisch vorgehen und sich dabei am Umfang des jeweiligen Geschäfts orientieren. Dazu gehören eventuell eine Überprüfung von Richtlinien und Verrechnungspreisen, eine Bewertung der Risiken, eine realistische Einschätzung der Optionen, die den Parteien zur Verfügung stehen, und möglicherweise eine Aktualisierung/Neufinanzierung der Transaktionen. Und wir sollten die Compliance nicht vergessen. Ordnungsgemässe Dokumentation und wirksame Streitbeilegungsmechanismen wie beispielsweise eine vorhergehende Absprache der Verrechnungspreise sind unabdingbar.
Die steigenden Zinssätze erfordern eine Überprüfung der Richtlinien im Hinblick auf Verrechnungspreise und Zinssätze für konzerninterne Finanztransaktionen. Organisationen müssen die Marktentwicklungen genau beobachten. Seit einigen Jahren schenken die Steuerbehörden konzerninternen Finanztransaktionen immer mehr Aufmerksamkeit. Unternehmen sollten sorgfältig prüfen, ob sie ihre Geschäfte und Kredite auf der Grundlage aktueller Marktdaten umstrukturieren müssen. Richtlinien sollten aktualisiert und den gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Verrechnungspreise in den einzelnen Ländern angepasst werden. In den meisten Fällen entsprechen sie den neuesten OECD Verrechnungspreisleitsätzen («OECD-Leitsätze»). Wer jetzt nicht handelt, steht möglicherweise grossen Risiken in Bezug auf Verrechnungspreisen gegenüber, die zu hohen Steuernachforderungen führen können.
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Michalis Louca
Director, Transfer Pricing and Value Chain Transformation, PwC Switzerland
Tel: +41 58 792 47 18
Senior Manager, Transfer Pricing and Value Chain Transformation, PwC Switzerland
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