Road Pricing und Mobility Pricing sind ein politisches Dauerthema. Als Road Pricing werden sämtliche Instrumente bezeichnet, die die Nutzung der öffentlichen Strasseninfrastruktur bepreisen. Mobility Pricing erstreckt sich auf den Individualverkehr und die öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV).
Die Nachfrage nach Mobilität wächst seit Jahren und wird das auch in Zukunft tun. Das Bundesamt für Raumentwicklung geht in seinem Bericht «Verkehrsperspektiven 2050» von einer Verkehrszunahme von 11% aus. Das Resultat sind Überlastung und Engpässe im Schweizer Verkehrsnetz – sprich Stau, Lärm und entsprechende Kosten. Letztere liegen jährlich bei knapp zwei Milliarden Franken. Dazu gehören Umwelt-, Klima- und Energiekosten sowie Kosten durch ungenutzte Zeit, weil man im Stau steht oder auf den Zug wartet. Um diese Ausgaben zu reduzieren, werden Kantone und Gemeinden nicht nur den Strassenbau vorantreiben, sondern auch ergänzende Massnahmen ergreifen müssen. Hier kommt Road Pricing ins Spiel.
Die zweite Hälfte der Wahrheit
Wer von Kosten spricht, muss auch über Finanzierung sprechen. Kantone und Gemeinden finanzieren ihre Strasseninfrastruktur vorwiegend über zweckgebundene Einnahmen. Dazu gehören die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe LSVA (16%), die Mineralölsteuer (11%) und die kantonale Motorfahrzeugsteuer (72%). Nur ein kleiner Teil entfällt auf Steuergelder. Die Strassenrechnung zeigt seit 2010 einen konstanten Kostendeckungsgrad von 105% bis 108%. Man könnte also meinen, die Finanzierung der Strasseninfrastruktur in der Schweiz sei gesichert.
Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Die Strassenrechnung lässt weder interkantonale Vergleiche noch Schlüsse über die Zukunft zu. In manchen Kantonen wird die Finanzierungslücke kontinuierlich grösser (z. B. St. Gallen: +1,9%/Jahr, Glarus: +1,6%/Jahr). In anderen wiederum schliesst sie sich in grossen Schritten (z. B. Obwalden: –18,8%/Jahr, Nidwalden: –14,2%/Jahr). Tatsache bleibt: Steigt die Nachfrage nach Mobilität in den kommenden Jahren unvermindert an, so werden die Kosten kaum sinken – und die Infrastrukturfinanzierung wird zur echten Herausforderung.
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