Smart Government: So arbeiten Regierung und Verwaltung agiler

Philipp Roth Lead Partner, Government & Public Sector, PwC Switzerland 29/03/22

Wie misst man den Erfolg öffentlicher Verwaltungen? Hier gibt es weder Umsätze noch Margen oder Returns on Investment. Aber es gibt effiziente Entscheidungen, benutzerfreundliche Leistungen, innovative Lösungen und eine partizipierende Bevölkerung. Und das alles lässt sich genauso optimieren wie Leistungskennzahlen in der Privatwirtschaft. Dabei hilft das Instrumentarium von Smart Government. 

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Ein aktuelles Beispiel für Smart Government ist das Postulat 21.4162 «Einführung selbstorganisierter Arbeitsformen in der Bundesverwaltung» von SP-Nationalrätin Min Li Marti. Dank neuer Organisationsformen wie zum Beispiel der Holokratie sollen behördliche Einheiten an Agilität gewinnen. So lassen sich Reibungsverluste zwischen hierarchischen Ebenen reduzieren und die Attraktivität des Bundes als Arbeitgeber für Spezialist:innen steigern. Der Nationalrat hat das Postulat in der März-Session 2022 angenommen. Was das Postulat von der Bundesverwaltung fordert, ist keine Utopie, sondern beispielsweise in Deutschland bereits Realität: Die Einführung des Scaled Agile Framework® („SAFe“) im Projekt „Digitale Verwaltung Niedersachsen“, das von PwC begleitet wurde, hat gezeigt, wie ein agiles Organisationsmodell in der Verwaltung konkret umgesetzt werden kann.   

Smart Government ist weit mehr als eine Marketingoffensive für die öffentliche Hand. Der Begriff ist aus E-Government – der ersten Digitalisierungswelle von Verwaltungen – hervorgegangen. Er versteht sich als 360°-Konzept, wonach öffentliche Verwaltungen bestehende Geschäftsmodelle, Dienstleistungen, Strukturen und Prozesse auf der Grundlage neuer Technologien, Methoden, Daten und Interessen überdenken, um die Effektivität, Effizienz und Qualität ihrer Dienstleistungen zu verbessern. Dazu vernetzen sie die öffentliche und privatrechtliche Sphäre über On- und Offlinekanäle und halten dabei die geltenden Datenschutzbestimmungen konsequent ein.

Vier zentrale Erfolgsfaktoren

Ob und mit welchen Smart-Government-Initiativen eine Behörde reüssiert, hängt von diversen Faktoren ab. Die wichtigsten haben wir nachfolgend in vier Ebenen gegliedert:

  • Führung und Strategie
    • Smart Government erfordert eine departements-/direktionsübergreifende Führung und Strategie, die auf der Grundlage eines breiten und anspruchsvollen Abstimmungsprozesses konkrete Ziele und Investitionen priorisiert, zu denen sich die Führung gemeinsam verpflichtet.
  • Organisatorische Transformation
    • Neue Aufgaben
      Die öffentliche Verwaltung muss neue Aufgaben wahrnehmen und einen vorübergehenden zentralen Impuls setzen, um den Wandel voranzutreiben und Ressourcen zu bündeln.
    • Neue Fähigkeiten
      Die öffentliche Verwaltung muss neue Fähigkeiten entwickeln, was gezielte Investitionen erfordert.
    • Neue Kultur- und Servicedesignprinzipien
      Smart Government erfordert neue Kultur- und Servicedesignprinzipien mit Fokus auf Innovation, Agilität und Unternehmertum, datenorientierte Kultur und Kollaboration.
    • Neuer HR-Ansatz
      Öffentliche Verwaltungen müssen ihre Rekrutierungs-, Aus- und Weiterbildungskriterien sowie ihre Karrieremodelle an die neu entstehenden Kompetenzanforderungen anpassen.
  • Öffentlicher Diskurs und Bewusstsein für Digitalisierung
    • Engagement der Politik und öffentlicher Diskurs
      Smart Government ist eine langfristige Mission, die zu Beginn Investitionen, bestimmte Risiken und ein gewisses Misstrauen mit sich bringt. Dies erfordert ein starkes Engagement der Politik und einen transparenten öffentlichen Diskurs.
    • Bewusstsein für Digitalisierung in der Gesellschaft
      Das Bewusstsein für Digitalisierung und deren Implikationen ist eine Voraussetzung für Smart Government. Bürger:innen müssen befähigt werden, an Smart-Government-Lösungen mitzuwirken und die Vor- und Nachteile der Lösungen nachvollziehen zu können.
  • Bundesstaatliche Zusammenarbeit
    • Klare bundesstaatliche Governance
      Smart Government erfordert eine bundesstaatliche, schweizweite Zusammenarbeit innerhalb des politischen Systems und über Staatsebenen hinweg. Rollen und Mandate müssen daher klar defniert sein, um Redundanzen und nicht abgestimmte Investitionen zu vermeiden und Rechtsgrundlagen sowie kompatible technische Systeme zu gewährleisten.
    • Regulatorische Alignierung
      Smart Government wird durch die Unsicherheit über die rechtlichen und datenschutzbezogenen Implikationen behindert. Landesweite Bestrebungen sind nötig, um den Regulierungsbedarf zu klären.
    • IT-Infrastruktur und -Standards
      Um den Nutzen zu erhöhen, müssen Behörden die Zusammenarbeit bei Beschaffung, Entwicklung und Betrieb intensivieren und mehr in interoperable, modulare und wiederverwendbare Lösungen investieren.

Den Wandel mitgestalten

Der von Globalisierung, Digitalisierung und Krisen immer schneller getaktete Wandel zwingt unsere Behörden, Dienstleistungen zu erbringen, die den Erwartungen und sich ändernden Bedürfnissen von Bürger:innen entsprechen und sich zudem sinnvoll finanzieren lassen. Smart Government hilft Führungskräften aus Politik und Verwaltung, wirkungsvoller mit ihren Anspruchsgruppen zu interagieren und deren Bedürfnisse besser aufzunehmen. Als smart gilt dabei die Art und Weise, wie die öffentliche Hand dem Wandel begegnet. Details und wertvolle Handlungsempfehlungen lesen Sie in unserem Leitfaden.

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